Der Philosoph der Kleinanzeige. Ein Fourier-Lesebuch

Semele Verlag, Berlin 2006
Zusammengestellt und kommentiert von Martin Burckhardt. Wenn die Enzyklopädien Charles Fourier als einen der sogenannten Frühsozialisten führen, so ist dieser "Frühsozialist" für den Sozialismus das, was das Frühchristentum für die Kirche ist: eine Art phantastischer Ideenspender, dessen Anziehungskraft weit über die Ruinen des realen Sozialismus hinausgeht. Das "Recht auf Arbeit", das "Ministerium der Liebe", die "freie Liebe", das "garantierte Vergnügen" - all dies sind Fourier'sche Gedankensplitter, die erst in der postmodernen Gesellschaft ihre ganze Verführungskraft entfalten. Vor allem aber ist Fourier ein Ökonom, der vorführt, dass die Quelle allen Tuns im Begehren liegt. Mehr noch: er schreitet voran, dieses Triebwerk zu ökonomisieren. Das heißt: er macht Sex zu Arbeit und Arbeit zu Sex. Seine größte Frage aber ist: Wie lässt sich eine gesellschaftliche Harmonie erreichen? Dies aber ist für ihn keine Frage von Gerechtigkeit, Ethik oder Gesellschaftsmoral, sondern vor allem die logistische Aufgabe, Angebot und Nachfrage zusammenzuführen (wie in der Kleinanzeige). Weil große Begierden einander auslöschen, geht es nur darum, die genau passenden Begierden einander zuzuführen: Topf sucht Deckel, w sucht m, Täter sucht Opfer usf. Das Fourier-Lesebuch nimmt den Phantasten Fourier als einen Rückspiegel, um die Gegenwart zu verstehen: die Bedeutung der Hitparade, des demonstrativen Konsums, der ostentativen Arbeit. Und über alledem steht die Frage: Was kann uns Fourier über die Libidoökonomie der Gegenwart mitteilen?

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