Beschreibung des Menschen

Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006
Herausgegeben von Manfred Sommer. Hans Blumenbergs Anthropologie ist eine philosophische Entdeckung ersten Ranges. Seit vielen Jahren erwartet und auch gefordert, liegt sie nun endlich vor - ediert aus dem Nachlass. Und sie setzt ein mit einer einfachen, aber überaus folgenreichen These: Der Mensch ist sichtbar. Das ist der Hauptsatz dieser phänomenologischen Anthropologie. Unter den Primaten ist es allein der Homo sapiens, der dauerhaft aufrecht steht und geht; deshalb kann er beides besonders gut: sehen - und gesehen werden. Die Optimierung der visuellen Wahrnehmung geht einher mit dem Risiko erhöhter Visibilität. So exponiert zu sein, formt das Weltverhältnis des Menschen und macht ihn zum Virtuosen der Selbstinszenierung, aber auch der Selbstverstellung und Selbstverhüllung. Sichtbarkeit bedeutet deshalb auch: Der Mensch ist undurchsichtig - für andere wie für sich selbst. Sichtbarkeit provoziert zudem Selbstbezug. Denn dessen gewahr zu werden, dass man gesehen werden kann, führt zur Reflexion und ist doch kontingentes Resultat im Prozess der Evolution. Hans Blumenbergs überaus materialreiche Anthropologie hat ihren theoretischen roten Faden in ihrer dezidiert phänomenologischen Ausrichtung. Doch ist eine "Phänomenologische Anthropologie" nicht ein Widerspruch in sich? Nicht ganz. Weil es wesentlich Gegenstandsbezug ist, muss jedes Bewusstsein inkarniert, einem Körper innewohnend sein. Und hier schließt sich der Kreis: Reflexion, die ihren Ausgang von der Sichtbarkeit nimmt, ermöglicht die Zuwendung zum Leib und zum Bewusstsein.

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