Karl Schlögel
Planet der Nomaden
wjs verlag, Berlin 2006
Die ganze Welt scheint in Bewegung geraten zu sein. Derzeit sind 120 bis 150 Millionen Menschen rund um den Globus auf Wanderschaft, und die Bilder der Flüchtlinge von Mellila und Ceuta sind noch deutlich in Erinnerung. Weltweit ist die Frage der Immigration, der Aufnahme von Flüchtlingen und Asylsuchenden zum Anlass heftiger, nicht selten blutiger Auseinandersetzungen geworden. Denn Migration verändert die Zusammensetzung von Gesellschaften, droht die sozialen Gemeinschaften zu sprengen und ist damit längst ein internationales Sicherheitsproblem. Doch Karl Schlögel ist weit davon entfernt, ein Schreckensszenario zu zeichnen. Sein Essay, in dem er erstmals Überlegungen zur globalen Völkerwanderung anstellt, ist vielmehr ein Loblied auf den modernen Nomaden. Denn auch wenn die meisten Staaten des Westens die moderne Völkerwanderung als Bedrohung empfinden und sich als Zielländer von nicht mehr zu bewältigenden Migrations- und Flüchtlingsströmen sehen, können doch weder Amerika noch Europa ohne Migration leben, da sie zur Aufrechterhaltung ihrer Bevölkerungszahlen auf die modernen Nomaden angewiesen sind. Globalisierung, so die These von Schlögel, ist ohne Migration nicht machbar, eine globale Welt ohne "global citizens" nicht denkbar.