Das Hundeleben der Juanita Narboni. Roman

Droschl Verlag, Graz 2005
Mit einem Vorwort von Juan Goytisolo. Aus dem Spanischen von Gundi Feyrer. Als der Tangerino Angel Vazquez mit einiger Verspätung auf die politischen Ereignisse der marokkanischen Unabhängigkeit reagiert und Mitte der 60er Jahre in die Heimat seines Vaters, nach Spanien, auswandert, dauert es noch zehn Jahre, bis er seinen großen Roman über seine Heimatstadt Tanger fertig hat: "Das Hundeleben der Juanita Narboni" erscheint 1976 in Barcelona. Heute gilt Vazquez als das vergessene Genie der spanischen Literatur, Juan Goytisolo griff in El Pais sogar zum Vergleich mit Joyce und Celine was wohl für das Verhältnis des Autors zu seiner Heimatstadt wie auch seine revolutionäre Verwendung gesprochener Sprache gilt. Die einzige Stimme dieses außergewöhnlichen Romans gehört Juanita Narboni: englischer Pass (da in Gibraltar geboren), italienischer Familienname, jedoch Andalusierin wie ihre Mutter eine Figur, hinter der unschwer die Mutter des Autors zu erkennen ist. Sie beschreibt den fortschreitenden Niedergang ihres Lebens, den Weg in Einsamkeit und Elend, der zugleich auch der von Tanger ist. Eine Frauenfigur, die zutiefst lächerlich ist, kitschig, erschütternd und berührend, eine Figur von gelegentlicher und außerordentlicher Scharfsichtigkeit, hasserfüllt und dabei voller Liebeserwartungen, voller Fehler und ohne jedes Schuldgefühl. Vazquez organisiert in diesem Monolog eine Erzählzeit, die vom 6. Juni 1914 bis in die Anfänge der 60er Jahre reicht, ein halbes Jahrhundert in alltäglichen Momentaufnahmen. Was sich in dem lächerlich-traurigen Leben Juanitas verkörpert, ist gleichzeitig auch das Schicksal einer zu Ende gehenden Kolonialgesellschaft. Juanitas Stimme und Persönlichkeit ist dabei immer von ungebrochener Präsenz, ob sie nun scharfsichtig oder konfus, ob sie von ihrer Kindheit oder von ihrem einsamen Alter, von Hollywood-Filmen oder argentinischen Tangos, ob sie öffentlich oder privat spricht eine Vitalität, die die Übersetzerin (und Schriftstellerin). Juanitas Sprache ist die eigentliche Protagonistin des Romans. Ein getreuer Spiegel der kaleidoskopischen Realität Juanitas, ist ihre Sprache originell, derb, drastisch, durchsetzt mit den vielen Sprachen der Bewohner Tangers, in erster Linie dem Yaquetia, dem Spanisch der sephardischen Juden Marokkos, denen Vazquez hier ein Denkmal setzt.

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