Heinz D. Kurz
Joseph A. Schumpeter. Ein Sozialökonom zwischen Marx und Walras
Metropolis Verlag, Marburg 2005
Dieser Essay beschäftigt sich mit Leben, Werk und Wirkungsgeschichte des großen Sozialwissenschaftlers. Dessen Denken bewegt sich im Spannungsfeld der allgemeinen Gleichgewichtstheorie von Leon Walras und der Theorie der Kapitalakkumulation und der damit einhergehenden Entfaltung der sozialen Produktivkräfte von Karl Marx. Erstere versucht die zentripetalen, auf ein Gleichgewicht drängenden Kräfte abzubilden, letztere die zentrifugalen, vom Gleichgewicht wegführenden Kräfte. Schumpeter, so könnte man überspitzt sagen, beginnt als undisziplinierter Walrasianer und endet als disziplinierter Marxianer. Er beginnt als einer, der die Walrassche Theorie des allgemeinen ökonomischen Gleichgewichts über alles schätzt, der aber erkennt, dass diese die dynamischen Triebkräfte und anarchischen Tendenzen des Systems nicht abzubilden vermag. Er endet als Prophet des Sozialismus, aber nicht in der von Marx vermuteten Weise eines revolutionären Umsturzes, sondern eher friedlich, als Resultat eines langwierigen Prozesses der graduellen sozio-ökonomischen Transformation.