Vom Leben der Kunst. Jacob Burckhardts Kategorien Existenzbild und Existenzmalerei und ihre historischen Voraussetzungen. Diss.

Schwabe Verlag, Basel 2004
Im Zentrum der vorliegenden Studie steht Jacob Burckhardts kunsthistorisches Schaffen. Burckhardt unterscheidet bei den Werken der bildenden Kunst, vor allem der Malerei, eine mehr die Erzählung betonende und eine eher das Dasein herausstellende Auffassungsweise, wodurch die bei Giorgio Vasari überlieferte Gegenüberstellung von disegno und colore abgelöst werden sollte. Wie Vasari siedelt auch Burckhardt die beiden Darstellungsprinzipien in den Städten Florenz und Venedig an: Florenz (bei Vasari Stadt des disegno oder der Zeichnung) verkörpere die erzählende Malerei, Venedig (für Vasari Zentrum des colore oder der Farbe) die Heimat der Existenzmalerei. Und wie sein Vorgänger weist Burckhardt den beiden Malweisen ein bestimmtes Verhältnis zu geistigen Dingen zu. Allerdings erweitert er das Spektrum der Kriterien und untersucht bei Kunstwerken nicht nur ihr Verhältnis zur Realität und zum Verstehen wie Vasari, sondern verbindet sie auch mit der Ruhe (nach Winckelmann), der Freiheit, dem Glück, der Poesie oder dem Pathos. Beim Nachzeichnen dieser dualistischen Kunstgeschichte, die in Burckhardts Schriften immer im Hintergrund bleibt und wohl auch deshalb wenig Aufmerksamkeit auf sich zog, entdeckte der Autor die zentrale Bedeutung des Begriffs Leben für Burckhardts kunsthistorische Darstellung. Nach Untersuchungen zur literarischen Gattung von Burckhardts kunsthistorischen Texten und zu ihren der (musealen) Seherfahrung oder der Literatur entnommenen Voraussetzungen beleuchtet Wittwer Burckhardts Urteile über drei Maler des venezianischen Existenzbildes: Giovanni Bellini, Giorgione und Tizian. Der Leser kann hier mitverfolgen, wie sich Burckhardts Einschätzungen aufgrund seiner unermüdlichen Forschungstätigkeit gewandelt haben, und er erhält einen Hinweis auf eine mögliche Anregung zur prinzipiellen Unterscheidung von erzählender Malerei und Existenzmalerei durch einen Briefwechsel der Hochrenaissance.

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