Hartmut Binder
Kafkas 'Verwandlung'. Entstehung, Deutung, Wirkung
Stroemfeld Verlag, Frankfurt am Main - Basel 2004
Die Fortschritte, die in den letzten Jahrzehnten in der Erforschung der Lebensumstände Kafkas gemacht worden sind, erlauben jetzt, die "ästhetische Differenz" zwischen autobiografischem Hintergrund und Fiktion genauer zu bestimmen. Da der Grundriss der Wohnung, in der die "Verwandlung" geschrieben wurde, aufgefunden werden konnte, lässt sich feststellen, an welchen Punkten Kafka bei der Darstellung des Schauplatzes von dem ihn umgebenden Ambiente abwich.
Binders Studie gliedert sich in 5 Teile: Das erste Kapitel ist der Entstehung der Erzählung gewidmet. Das zweite Kapitel behandelt die Druckgeschichte, die sich aufgrund zweier an Kafka gerichteter Briefe Robert Musils anders und mehrschrittig darstellt. Das dritte Kapitel stellt den Schwerpunkt der Studie dar. Die "Verwandlung" ist die einzige in Kapitel unterteilte Erzählung in der Er-Form, die vollendet und von Kafka selbst veröffentlicht wurde. Sie verkörpert die Erzählweise, die er im "Verschollenen" und im "Process" zu verwirklichen suchte, und erlaubt deswegen wie kein anderer Text, Kafkas Ästhetik und Erzählprinzipien an einem vollendeten und von ihm selbst autorisierten Erzählwerk zu studieren. Das vierte Kapitel gilt dem Gehalt der Dichtung. Das fünfte Kapitel behandelt die vielfältige Rezeptionsgeschichte und die Wirkung der "Verwandlung" auf das Werk anderer Schriftsteller.