Friederike Mayröcker
Die kommunizierenden Gefäße
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003
Friederike Mayröckers Prosa hat etwas Atemloses, das alle Festlegungen überschreitet und sich noch für die kleinsten Details öffnet. Die "Sprach-Hochgeschwindigkeitskamera" erzeugt ein "Mayröcker-Kino" (Thomas Kling), in dem sich nichts Gemütliches findet. Entdeckungsreisen, Sprachabenteuer sind Sache der 78-jährigen Autorin, die etwa Wünsche für ein "ruhiges und besinnliches Fest" in "schrecklichen Aufruhr" versetzen: "nein, schreie ich in mir ... kein ruhiges besinnliches Fest, sondern stürmisch aufregend mit riesigen Meereswogen solle es über mich kommen, zerfleddert, zerzaust, zerknittert, und hitzig und zart ... " Alle Wahrnehmungsorgane wirken wie zum Zerreißen gespannt; Innen und Außen, Wirklichkeit und Literatur fließen ineinander, als gäbe es keine Grenzen dazwischen, als sei alles verbunden durch Gefäße, die miteinander kommunizieren, Interferenzen erzeugen, Lärm und Stille zugleich.