Gesa Lindemann
Die Grenzen des Sozialen. Zur sozio-technischen Konstruktion von Leben und Tod in der Intensivmedizin. Habil.
Wilhelm Fink Verlag, Mnchen 2002
Die anthropologischen Grenzfragen nach dem Anfang des menschlichen Lebens und seinem Ende wurden bislang von der Philosophie, Medizin und Theologie behandelt. Hier wird eine neuartige soziologische Perspektive eingenommen. In theoretischer und methodischer Hinsicht bricht die Untersuchung mit der in der Soziologie gültigen Weltinterpretation, wonach nur lebende Menschen soziale Akteure sein können. Auf dieser Grundlage wird der alltägliche Umgang mit Intensivpatienten und die Praxis der Hirntod-Diagnostik empirische beobachtet. Die Untersuchung umfasst zwei Problembereiche: Epistemologisch geht es darum, wie der Gegenstandsbereich der Sozialwissenschaften konstituiert wird. In ethisch-politischer Hinsicht steht im Mittelpunkt, wie die Begrenzung des menschlichen Lebens zu einer naturwissenschaftlichen Frage wird, die durch die Praktiken der Medizin wirksam beantwortet werden kann.