Viola di Grado

Siebzig Acryl, dreißig Wolle

Roman
Cover: Siebzig Acryl, dreißig Wolle
Luchterhand Literaturverlag, München 2012
ISBN 9783630873879
Kartoniert, 253 Seiten, 14,99 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Judith Schwaab. Camelia ist 19 und findet ihr Dasein schlicht zum Kotzen. Sie lebt in England, in Leeds, in einer so heruntergekommenen Straße, die leicht als Beweis dafür angeführt werden kann, dass es Gott tatsächlich nicht gibt. Camelia passt nicht in diese Welt, denn sie kann wenig Schönes darin entdecken, und wenn sie doch mal wieder einen Versuch wagt, sich im Einkaufszentrum eine knallpinke Jacke kauft, dann landet sie sofort darauf in der Mülltonne, denn was kann man schon mit einer bunten Jacke anfangen in einer Stadt, in der der Winter ja doch nie endet. Zuhause in der gemeinsamen Wohnung sitzt ihre Mutter, die einst so schöne Flötistin, die im Prinzip schon vor der Tochter das Handtuch geworfen hat. Seit der Vater bei einem Unfall samt seiner Geliebten auf dem Beifahrersitz tödlich verunglückt ist, spricht sie nicht mehr. Ihre einzige Beschäftigung besteht darin, Löcher zu fotografieren: Risse im Fußboden, Mottenlöcher in Kleidern, Körperöffnungen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.09.2012

Auch wenn es mitunter unappetitlich wird in diesem Debüt der jungen Italienerin Viola di Grabo, hat sich Claudia Tieschky doch ganz gut mit dem Buch unterhalten. Zumindest hat die autoaggressive Erzählerin von "Siebzig Acryl, dreißig Wolle" die Rezensentin mit ihren aufsässig-großmäuligen Tirade "bei Laune" gehalten, und da Grabo nicht nur bulimisch, sondern sehr kultiviert Wörter "kotzt", erkennt die Rezensentin auch auf einen "Sinn für Kunstfaser". Grabo erzählt von einer jungen Sinologin, die in Leeds mit einer depressiven Mutter lebt, sich Geld verdient, indem sie Gebrauchsanweisungen aus dem Italienischen übersetzt, und ansonsten an der Welt verzweifelt. Sehr nachdrücklich scheint die Rezensentin aber ein Kräftemessen in Szene gesetzt, zwischen "dem Drang, sich selbst loszuwerden" und sich selbst unsterblich zu machen.
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