Unsere Opfer zählen nicht

Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg
Cover: Unsere Opfer zählen nicht
Assoziation A Verlag, Berlin und Hamburg 2005
ISBN 9783935936262
Gebunden, 444 Seiten, 29,50 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Recherche International e.V. Ihre Kriegseinsätze kommen in den Geschichtsbüchern nicht vor, und ihre Gefallenen sind nirgends aufgelistet. An ihre Opfer erinnert kaum ein Monument und an den Bombenterror in ihren Städten keine Fernsehserie. Die meisten ihrer Zwangsarbeiter erhalten keine Entschädigung und die meisten ihrer Veteranen keine Kriegsrente. So hoch der Preis auch war, den die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg zahlte, so konsequent wurde er seitdem vergessen und verleugnet. Auf der Basis langjähriger Recherchen der AutorInnen in über dreißig Ländern Afrikas, Asiens und Ozeaniens werden die Folgen des Zweiten Weltkrieges für die Dritte Welt in diesem Buch erstmals aus Sicht von Betroffenen beschrieben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.06.2005

Das Rheinische Journalistenbüro habe mit diesem Buch über Kolonialsoldaten im Zweiten Weltkrieg einen nahezu weißen Fleck in der Geschichtsschreibung bearbeitet, erläutert Rezensent Andreas Eckert. Mit großem Aufwand hätten die Autoren ihre Recherchen und viele Interviews mit Kriegsveteranen geführt, die zum Teil erstmals selbst von ihrer "Wut und Frustration über die ausgebliebene Anerkennung" erzählen würden. In der französischen Armee beispielsweise wurden die afrikanischen "Tirailleurs" als Menschen zweiter Klasse behandelt, und in deutscher Gefangenschaft hat man sie oft nur aufgrund ihrer Hautfarbe ermordet. Eckert hebt besonders ein Kapitel über den Nahen Osten hervor, wo die Deutschen häufig als Befreier oder Helfer gegen die Kolonialmächte angesehen wurden. Das Buch habe "das Zeug für ein Grundlagenwerk" urteilt der Rezensent, trotz der Parteinahme der Autoren für die Kolonialsoldaten, würden diese nicht immer nur als "passive Opfer" gezeigt. So hätten 3000 Soldaten der "indischen Legion" nach der Gefangenschaft in der Uniform der Waffen-SS Massaker an der französischen Zivilbevölkerung begangen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.04.2005

In über 30 Ländern haben die Autoren dieses Sammelbandes, der sich mit den Soldaten und den Opfern unter den Zivilisten aus den ehemaligen Kolonien beschäftigt, recherchiert, streicht Anke Schwarzer heraus. Die Ergebnisse ihrer Zeitzeugenbefragungen und ihre Forschungen auf Schlachtfeldern und in Archiven machen deutlich, dass die Menschen aus den ehemaligen Kolonien weder im Krieg noch danach ihren weißen Mitkämpfern gleichgestellt waren, so die Rezensentin. Sie findet, dass dies ein wichtiger Band ist, weil er die vergessenen Opfer des Zweiten Weltkrieges wieder ins Bewusstsein holt. Lediglich das Vorwort von Kuma Ndumbe III. hat die Rezensentin enttäuscht, denn er "strapaziert" ihrer Meinung nach den "Opferbegriff" allzu sehr und konzentriert sich ganz auf die Zwangsrekrutierten, während er die freiwilligen Soldaten und Nazi-Sympathisanten "unter den Tisch fallen" lässt. Trotzdem zeigt sie sich insgesamt sehr eingenommen und sie betont, dass wenn das "journalistisch gehaltene" Buch auch die "wissenschaftliche" Beschäftigung mit dem Thema nicht ersetze, so biete dieser "engagiert geschriebenen" Band dennoch einen "profunden Überblick".
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