Petra Nagenkögel

Dahinter der Osten

Roman
Cover: Dahinter der Osten
Residenz Verlag, Salzburg 2002
ISBN 9783701712571
Gebunden, 188 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Nach zwei Jahrzehnten kommt Lena, eine Frau Ende dreißig, wieder in ihre Geburtsstadt zurück, die sie früh verlassen hat. Sie mietet sich in einer kleinen Pension am Stadtrand ein, erkundet von hier aus die Gegend, die Stadt, die eigene - lang abgewehrte - Geschichte. Präzise Beobachtungen, Stimmungsbilder und Reflexionen des Alltags verbinden sich - ausgelöst durch den Besuch bei der Mutter - mit traumatischen Erinnerungsbildern. In bedrängender Unmittelbarkeit vermischen sich eigene Kindheitserfahrungen mit bruchstückhaften Geschichten der Großeltern und Eltern, exemplarisch für jene der Kriegs- und Nachkriegsgeneration, die geprägt ist von Schweigen und Verdrängung. Eine Atmosphäre von Geheimnis und diffuser Bedrohung tut sich auf, die einen Ausdruck findet in der väterlichen Gewalt, die Lena erfahren hat, unsagbar, aber unausweichlich, in den Körper eingeschrieben.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.08.2002

Was sich hinter dem Titel des Romans verbirgt, erklärt Bruno Steiger gleich zu Beginn seiner Rezension: der Osten ist zum einen der ehemalige Kriegsschauplatz Russland, zum anderen aber die Stimmungslage der Ich-Erzählerin. Lena sehe sich als Nachkriegsgeschädigte, sie sei ein Mensch, der weder vergessen noch verzeihen könne. Durch ihren "eingeschränkten Blick" wird dem Roman allerdings viel Spannung genommen, findet Steiger. Auch wenn die Ausschließlichkeit, mit der die Autorin ihre Heldin auf Untröstlichkeit polt, dem Rezensenten Respekt abringt, möchte er nicht entscheiden, ob das Buch mit seinem "allein von Pathos beglaubigten Blick" mehr als "schwarze Albumspoesie" sei.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.07.2002

Ein bravouröses Debüt, meint Rezensentin Sibylle Cramer, hat die Österreicherin Petra Nagelkögel mit ihrem Roman "Dahinter der Osten" vorgelegt. Nagelkögel erzählt darin die Geschichte eines Kindesmissbrauchs. Das große Glück dieses Romans sieht die Rezensentin darin, dass sich die Autorin gegen das "Mittelmaß der Fallgeschichte" entscheidet und nicht nur das "nackte Leben und die nackte Macht" aufeinandertreffen lässt, sondern für "höhere Verhandlungsinstanzen" sorgt: "Neben die Verlorene, die ihr Opfer in der Gosse vollendete, tritt die Auferstehende, neben das stumme Opfer die Erzählerin, neben die Heimatlose die Hl. Magdalena." Vor allem, lobt die Rezensentin, hat Nagelkögel das Kunststück gemeistert, der Tragödie bei der sozialen Überformung nicht das Essentiale zu nehmen.
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