Patsy l'Amour laLove (Hg.)

Beißreflexe

Kritik an queerem Aktivismus, autoritären Sehnsüchten, Sprechverboten
Cover: Beißreflexe
Quer Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783896562531
Kartoniert, 272 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Queer steht für eine selbstbewusst perverse Entgegnung zum heterosexuellen Wahnsinn und der Feindseligkeit gegen das Anderssein. Queerer Aktivismus wurde in Zeiten von AIDS als Selbstbehauptung verstanden: Die Perversen und Unangepassten - Schwule, Lesben und Transmenschen - kümmerten sich umeinander und kämpften gemeinsam. Die Queer Theory der 1990er Jahre griff ihre Kritik mit emanzipatorischer Zielsetzung wissenschaftlich auf. Queer hat in den vergangenen Jahren eine bedeutsame Veränderung erfahren. Queerer Aktivismus operiert häufig mit Konzepten wie "Critical Whiteness", "Homonormativität" und "kulturelle Aneignung". Ein Kampfbegriff lautet "Privilegien" und wittert hinter jedem gesellschaftlichen Fortschritt den Verrat emanzipatorischer Ideale. Oft erweckt dieser Aktivismus den Anschein einer dogmatischen Polit-Sekte. Das Ziel ist nicht selten die Zerstörung des sozialen Lebens der Angegriffenen. In dem Sammelband "Beißreflexe" widmen sich mehr als 20 Autor_innen dieser Form von queerem Aktivismus und ihren theoretischen Hintergründen aus einer Perspektive, die an die teilweise vergessene oder abgewehrte selbstbewusste Entgegnung von Queer anschließt.
Mit Beiträgen von Leo Fischer, Ilona Bubeck, Dirk Ludigs, Tjark Kunstreich, Jan Noll, Elmar Kraushaar, Sama Maani, Benedikt Wolf, Hans Hütt, Koschka Linkerhand, Julia Jopp, Doloris Pralina Orgasma, Caroline A. Sosat, Nina Rabuza, Melanie Götz, Nikola Staritz, Nikolai Schreiter, Jakob Hayner, Frederik Schindler, Jann Schweitzer, Till Randolf Amelung, Vojin Saša Vukadinovic, Marco Ebert, Christoph Wagner, Dierk Saathoff und Patsy l'Amour laLove.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.07.2017

Längst "überfällig" findet Rezensent Caspar Shaller diesen von der Berliner Aktivistin Patsy l'Amour laLove herausgegebenen Sammelband mit 27 Essays zur "autoritären Wende" in der queeren Community. Dass einiges falsch läuft in den identitätspolitischen Theorien entnimmt der Kritiker den überwiegend kenntnisreichen, stringent und klar argumentierten Texten: Er liest hier etwa, dass weißen Dreadlockträgern öffentlich die Haare abgeschnitten wurden, da das Tragen von Dreadlocks durch Weiße nach dem Konzept der kulturellen Aneignung zur Ausbeutung von Schwarzen beitrage. Ein paar Texte geraten Shaller allerdings zu polemisch und "unreflektiert".