Patrick Roth

Die Nacht der Zeitlosen

Erzählungen
Cover: Die Nacht der Zeitlosen
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783518412152
Gebunden, 150 Seiten, 17,38 EUR

Klappentext

In "Die Nacht der Zeitlosen" begegnen uns Menschen auf der Suche, Träumende, Neugierige, Sehnende: ein Mr. Colman zum Beispiel, dem vor lauter Glück sein großes Glück zu entgehen droht; ein deutscher Student, der angesichts einer Engländerin, die ihm die dunkel-sexuelle Welt Poes näherbringt, heftig ins Phantasieren gerät; ein junger Filmemacher, der in Los Angeles beim Trödler den "Stab Moses" kauft, mit dem Charlton Heston in den "Zehn Geboten" das Rote Meer geteilt hatte, und damit wenig später in eine katastrophale Lage gerät; einen Deutschen, der auf einer Party in Hollywood Menschen kennen lernt, die über das Attentat auf Präsident Kennedy miteinander verbunden sind; und eine Frau namens Lucy Alvarez, die durch die Kraft der Liebe ihr Kind, das ein Erdbeben nicht überlebt zu haben scheint, dem Tod noch entreißen will.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.05.2001

Eine gewagte Mischung nennt Andrea Köhler diese Storys, in denen sie christliche Topoi mit Poe, Kennedy und dem europäischen Judenmord kurzgeschlossen und mit Motiven von Schuld und Verrat, Initiation, Liebestod und Erlösung verzahnt sieht. Dass Heilsgeschichte und Hollywood in diesem Buch so "unprätentiös" zusammengehen und immer wieder auch den Blick freigeben auf weltliche Szenerien, verdankt sich nach Auskunft der Rezensentin dem Stilvermögen des Autors. Ein suggestiver Spannungsaufbau und die subtile Entfaltung des Geschehens wie auch seine halsbrecherische Beschleunigung erinnern Köhler an die Ausdrucksmittel des Films.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.03.2001

Richtig beeindruckt ist Rezensent Jörg Plath von Patrick Roths Kurzgeschichten, die auf  eine ihm nachvollziehbare Weise christliche Mythologie mit den Medienwelten der Gegenwart  zusammenführen: "die kulturelle Oberfläche ist ... ebenso gegenwärtig wie ihr christliches Fundament". Sowohl emotional als auch intellektuell nehmen die Geschichten den Rezensenten in Beschlag, und er lobt die Synthese von Erlösungsvorstellungen" und "avantgardistischen Anspruch", die dem Autor gelingt. Zudem gefällt ihm der Erzählstil, dessen "amerikanische Direktheit und Plotorientierung (die Geschichten) leicht lesbar" machen. Ein paar Kleinigkeiten stören Plath aber dann doch. So findet er, dass Roth in der Geschichte über den Kennedy-Mord ein bisschen dick aufträgt. Ihm fehlt das "Vertrauen in die Überzeugungskraft des Wunders", und er gibt dem Leser hier zu wenig Raum, findet der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.03.2001

Dass Manuela Reichart nur ganz wenige Informationen für uns bereithält, hat womöglich damit zu tun, dass ihr dieses "melancholisch-heitere, lektüresüchtig stimmende" Buch selbst so geheimnisvoll erscheint. Ihre Ausführungen jedenfalls bleiben seltsam vage und kreisen um "einen Nachtmahr", dessen Autor, wie es heißt, mit der Dunkelheit und mit unseren Erwartungen spiele und, nun ja, von den Zusammenhängen von Leid, Glück und Liebe erzähle, mitunter in einem Nebensatz. Auch die Gewährsleute des Buches (Poe, Antonioni Orson Welles), die Reichart bloß nennt, ohne zu sagen, warum, klingen wie Dingenskirchen. Nicht mal geheimnisvoll.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.03.2001

Hubert Winkels erkennt als die beiden Hauptthemen der Bücher Roths der letzten zehn Jahre das "Wunder" und die "Frage nach der Wirklichkeit". Auch in diesem Band mit fünf Geschichten werden seiner Ansicht nach diese Bezirke ausgelotet. Der Rezensent weist darauf hin, dass die sorgfältige und langwierige Arbeit des amerikanischen Autors an seinen Erzählungen auch genaues Lesen erfordert und meint, dass Roths Texte ein gewisses "Niveau an metaphysischer Spekulation" erreichen, die auch Anstrengungen von Leserseite erfordern. Dennoch könne man die Erzählungen auch "schlichter" auffassen, man könne sie auch als verrückte Fantasien oder gar psychologisch verstehen. Der Rezensent jedoch lobt besonders den "Mut zur Transzendenz", den Roth zeige und der heutzutage eher selten sei, und er preist das Buch als "wundersam und -schön" und seinen Autor dafür, "ganz und gar einzigartige" Texte zu schreiben.
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