Nicole Krauss

Ein Mann sein

Storys
Cover: Ein Mann sein
Rowohlt Verlag, Hamburg 2022
ISBN 9783498002381
Gebunden, 256 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Grete Osterwald. Nicole Krauss' Storys beleuchten jene Momente im Leben von Frauen, in denen die Kräfte von Sex, Macht, Liebe und Gewalt kollidieren. Wenn wir Söhne und Liebhaber, Verführer, Freunde und Gatten zusammennehmen - wie viele Männer hält ein Frauenleben aus? Und was bedeutet es, als Mann und Frau gemeinsam zu leben - oder getrennt?"Ein Mann sein" erzählt von den Zumutungen des Zusammenseins, wenn etwa eine jüdische New Yorkerin von ihrem deutschen Geliebten hören muss, dass er, achtzig Jahre früher geboren, vielleicht ein überzeugter Nazi gewesen wäre. Wenn eine Frau in der Wohnung ihres verstorbenen Vaters einem Unbekannten begegnet, der plötzlich ihr Leben dominiert. Oder wenn die junge Internatsschülerin von der Beziehung ihrer Mitschülerin mit einem älteren reichen Mann erfährt. In allen zehn Storys, geografisch weit gespannt von der Schweiz bis nach Japan, von New York bis nach Tel Aviv, erforscht Nicole Krauss die unkartierten, vielleicht unkartierbaren Regionen zwischen den Geschlechtern.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.07.2022

Rezensent Jan Wilm hält die Kurzgeschichten von Nicole Krauss für klug. Die amerikanische Schriftstellerin sammelt darin Short Storys in typisch amerikanischer Form, die sich mit dem Mannsein und -werden auseinandersetzen, dabei stehen Frauenfiguren im Zentrum der Geschichten. Die behandelte Thematik geht dem Rezensenten zufolge stets noch tiefer und verhandelt immer wieder dasselbe, lyrisch genau untersuchte Hauptmotiv: die Erinnerung. Dem Rezensenten wird bewusst, dass es hier eigentlich gar nicht um Männer, sondern um Menschen aus aller Welt geht. Die mit Kunst- und Filmanspielungen gesättigten Erzählungen sind für ihn deswegen nicht nur inhaltlich überzeugend, sondern auch sprachlich zärtlich und schön und gelungen von Grete Osterwald ins Deutsche übersetzt, schließt er.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.06.2022

Als ideale Urlaubslektüre empfiehlt Rezensentin Nina Pauer die Kurzgeschichten von Nicole Krauss. Allgemein drehen sich die Geschichten um Männer, aber besonders um die "Verwunderung über sie", kommentiert die Rezensentin und nennt den plötzlichen Gemütswandel eines Vaters, die Unentschlossenheit eines Ehepartners über die Exklusivität seiner Ehe und auch junge Söhne, die dem Druck der Virilität nachgeben. Pauer freut sich über die Balance aus einfachen Sätzen und unkomplizierten Beziehungsverknüpfungen, die zugleich Raum für tiefgreifendere Fragen bieten. So lässt die Autorin ihre ProtagonistInnen im Rückblick auf ihr Leben neue Perspektiven gewinnen und regt auch die LeserInnen zu ähnlichen Überlegungen an, lobt die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.05.2022

Schlichtweg brillant findet Rezensentin Meike Feßmann diesen Kurzgeschichtenband der amerikanischen Autorin Nicole Krauss. Sinnlich und detailgenau erzähle Krauss die Geschichten ihrer Protagonistinnen, die zwischen New York, Tel Aviv und anderen Orten gehobener Kultiviertheit leben und lieben, Kinder bekommen und sich wieder trennen. Besonders bemerkenswert findet die Rezensentin, wie geradlinig und klar Krauss ihre Geschichten erzählt, dabei doch auch intim und nachdenklich. "Umwerfende Short-Story-Kunst", findet Feßmann.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 12.05.2022

Rezensent Wolfgang Schneider betont die "konventionelle Raffinesse", aber auch die Menschlichkeit der Erzählungen von Nicole Krauss. Ob ein verlorener Ehemann eine alte jüdische Dame gegen die Einwände der Tochter verzückt oder ein dominanter Geschäftsmann eine Internatsschülerin verführt, stets hat Schneider das Gefühl von "wirklichen" Menschen zu lesen. Existenzielles und jüdische Identität grundieren die Geschichten, aber auch etwas Fantastisches ist ihnen eigen, erklärt der Rezensent. Die Intelligenz und lässige Kühle dieser Prosa findet er bemerkenswert.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 02.04.2022

Rezensent Hannes Stein hat die Schriftstellerin Nicole Krauss in ihrem Garten in New York besucht. Den Bericht von diesem Treffen nutzt er auch, um seiner Bewunderung für die Autorin und ihren neuen Erzählband "Ein Mann sein" Ausdruck zu verleihen. Viele Geschichten darin handeln von Katastrophen und katastrophalen Zuständen - von Waldbränden, Terroranschlägen, Flüchtlingslagern und vom Umgang der Überlebenden und der Nachgeborenen mit der Shoah. Aber auch von ungewöhnlichen Begegnungen und Beziehungen zwischen Männern und Frauen wird erzählt. Ein verbindendes Element der Kurzgeschichten, so scheint in Steins Beschreibungen durch, ist das leicht Surreale der Erzählungen. Dieses Surreale könnte, wie der Rezensent am Ende seines Besuchs und seiner Rezension überlegt, vielleicht in der seltsamen Akzeptanz der Figuren bestehen, in der Tatsache, dass diese Figuren sich nie über ihre denkwürdigen Schicksale zu wundern scheinen, so wie Gregor Samsa sich nicht über den Umstand wundert, dass er über Nacht zum Käfer geworden ist, überlegt der Rezensent.