Marlen Pelny

Warum wir noch hier sind

Roman
Cover: Warum wir noch hier sind
Haymon Verlag, Innsbruck 2023
ISBN 9783709981979
Gebunden, 224 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Auf dem Tisch liegt ein Fotoalbum. Darin: Fotos von Etty als Baby. Etty mit vier Jahren im Schwimmbad. Etty mit Elf beim Mini-Golf. Etty mit vierzehn Jahren vor der Haustür, kurz vor ihrem gewaltsamen Tod. Die Gefahr, der Frauen und Mädchen in dieser Welt ausgesetzt sind, ist nun in die unmittelbare Nähe der Erzählerin gerückt. Denn Etty war die Tochter ihrer besten Freundin Heide. Von nun an unterliegt ihre Welt einer zweiten Zählzeit. Da, wo Ettys Leben endete, fängt für sie ein anderes Leben an. Was bleibt, sind diese Fotos, die Erinnerungen und so viele Fragen: Wie weiterleben? Wie jeden Tag aufstehen? Wie sich weiterhin in der Wohnung aufhalten, in der Etty zuhause war? Wie ihr Lachen, ihre frechen Antworten, ihre feinen Gesichtszüge erinnern, ohne zu zerbrechen? Der eigentlich unmögliche Versuch, das Geschehene zu verstehen, wird zum Versuch, zu funktionieren.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.12.2023

Marlen Pelny schafft es, in ihrem zweiten Roman das schwierige Thema Trauer und Tod gleich mehrfach überzeugend zu perspektivieren, versichert Carola Ebeling in ihrer Besprechung. Am Anfang stehen die Vergewaltigung und gewaltsame Tötung der 14-jährigen Etty, sie ist die Tochter der besten Freundin der Erzählerin. Pelny zeigt einfühlsam, aber auch mit "liebevollem Witz", wie schwierig der Umgang mit dem schlimmen Ereignis ist, findet Ebeling. Auch die Großmutter der Erzählerin sieht ihrem Lebensende entgegen: die so traurigen wie tröstlichen Begegnungen der beiden überzeugen die Rezensentin ebenso wie die Beschäftigung mit Gewalt gegen Frauen. Ein empathischer Roman, der dezidiert die Hinterbliebenen in den Blick nimmt, wird resümiert.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 07.10.2023

Sichtlich bewegt liest Rezensentin Bettina Baltschev diesen Roman von Marlen Pelny, der in den Blick nimmt, was mit Angehörigen und Freundinnen passiert, wenn eine Vierzehnjährige brutal vergewaltigt und ermordet wird. Die Erzählerin ist eine Freundin der Mutter der Toten und auch ihr Leben hat sich verändert, sie ist nachdenklicher geworden, auch körperlich hat sich das Verbrechen eingeschrieben, sie schläft nicht mehr ruhig, erklärt Baltschev. Dass der Tod auch eine sanfte, friedvollere Seite hat, lässt sich für sie im Verhältnis der Erzählerin zu ihrer Großmutter sehen, mit der sie erst nach Längerem über das Vorgefallene reden kann, ein Gespräch, das zum Nachdenken über Gewaltkontinuitäten anregt. Auch die Kritikerin denkt nach: Darüber, dass das Wort Femizid gar nicht fallen muss, um ihr die Dringlichkeit des Themas zu vermitteln, und dass jedes Opferschicksal es verdient, erzählt und gehört zu werden.