Luis Fernando Verissimo

Der Club der Engel

Roman
Cover: Der Club der Engel
Droemer Knaur Verlag, München 2001
ISBN 9783426195628
Gebunden, 176 Seiten, 17,84 EUR

Klappentext

Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Barbara Mesquita. Sie sind begütert, besitzen ein Faible für Speis und Trank und nennen sich "Club der Engel". Dass sie diesem Namen bald alle Ehre machen und in himmlische Gefilde befördert werden, das hätten sich die zehn älteren Herren indessen nicht träumen lassen. Einmal im Monat treffen sie sich zu einem Festmahl, bei dem sich der mysteriöse Luc dio die Kochschürze umbindet und den Leckermäulern die erlesensten Gaumenfreuden auftischt. Und jedes Mal gibt einer danach den sprichwörtlichen Löffel ab ...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.07.2001

Die Doppelbesprechung von Hanno Zickgraf liest sich in erster Linie wie ein kurzes Autorenporträt, bei dem Verissimos Bücher "Der Club der Engel" (Droemer) und "Kleine Lügen" (Europa) nur kurz besprochen werden.
Zickgraf weist darauf hin, dass der Autor sehr stark von der brasilianischen Cronica beeinflusst ist, bei der "persönlich gefärbte Notate, Kurzgeschichten, Glossen, Projektskizzen, der politische Kommentar" von Bedeutung sind, gerade "in den Dialogen, den Charakterzeichnungen (...und der ) schnoddrigen Flüchtigkeit". Darüber hinaus sieht der Rezensent in Verissimos Romanen auch Poes Schauerromantik "virtuos" parodiert. Was den Inhalt betrifft, so geht es nach Zickgraf in den meisten Geschichten um die "kleinen Notlügen, die alltäglichen Verrätereien und Betrügereien" in der brasilianischen Mittelschicht, wobei er sich gleichzeitig an Krimis von Agatha Christie und andere Autoren erinnert fühlt. Und auch wenn Zickgraf dies nicht dezidiert ausspricht: Offenbar hat er sich so manches mal bei der Lektüre glänzend amüsiert.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.07.2001

Thomas Sträter hatte das große Vergnügen gleich zwei in deutscher Übersetzung erschienene Bücher des brasilianischen Romanciers, Theaterautors, Lyrikers und Chronisten Luis Fernando Verissimo zu rezensieren.
1) Luis Fernando Verissimo: "Kleine Lügen - 'du hörst mir ja doch nicht zu'" (Droemer)
Das Buch stellt eine Auswahl von Chroniken Verissimos vor. Diese besondere Form von Kurzprosa, brasilianisch: crônica - den literarischen Feuilletons in ihrer besten Zeit wohl nicht unähnlich - bietet nach Sträter das Vergnügen, Verissimos "stilistische Brillanz" und dessen "nie versiegenden Einfallsreichtum" zu genießen. Populär, ohne platt zu sein, und intelligent, ohne prätentiös zu wirken - diese Qualitäten und der ironisch kommentierende Humor Verissimos lassen die Geschichten, so Sträter, kleiner Mittelklassebürger zu großen menschlichen Komödien werden.
2) Luis Fernando Verissimo: "Der Club der Engel" (Europa Verlag)
In diesem Roman zeigt sich nach Sträter besonders deutlich der moralische Aspekt Verissimos, der letztlich ein "Moralist, ohne Moralinsäure" sei. Sträter vermutet in der Satire auf die brasilianische Mittelklasse eine Art "gastronomischen Kriminalroman", der vom "Großen Fressen" Marco Ferris und von den "Zehn kleinen Negerlein" inspiriert sein könne. Der kleine Roman über die "Allmacht des Hungers und den Versuch, ihn mittels der Kochkunst zu zähmen und zu sublimieren" ließ den Rezensenten fast die Herkunft der Protagonisten vergessen, wären da nicht von Zeit zu Zeit die fremdländisch klingenden Namen gewesen. Sein Fazit: die aufs Korn genommenen Mittelklässler ähnelten sich überall auf der Welt.