Leonard Woolf

Mein Leben mit Virginia

Cover: Mein Leben mit Virginia
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2023
ISBN 9783895610769
Gebunden, 384 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Ilse Strasmann. Herausgegeben von Friederike Groth. "Wenn jemand mich hätte retten können, wärest Du es gewesen", schrieb Virginia Woolf in ihrem Abschiedsbrief an Leonard Woolf, bevor sie sich 1941 das Leben nahm. Niemand ist der  Schriftstellerin so nahegekommen wie ihr Mann. Hier sind die Auszüge aus seiner Autobiografie versammelt, in denen er über die beinahe dreißig Ehejahre mit ihr berichtet. Es ist die Zeit, in der das Paar sich regelmäßig mit der Gruppe befreundeter Künstler*innen und Intellektueller trifft, die als "Bloomsbury Group" berühmt wurde. 1917 kauften die beiden sich eine Handpresse, so klein, dass sie auf dem Küchentisch Platz fand, um sich anhand einer Broschüre selbst das Drucken beizubringen - der Grundstein für ihren eigenen Verlag, die Hogarth Press, in dem Virginias große Werke erschienen. Was bedeutet es für eine Schriftstellerin, zugleich die eigene Verlegerin zu sein? Wie viel verdienten die Woolfs an heute so berühmten Romanen wie "Orlando" oder "Mrs Dalloway"? Mit großer Offenheit berichtet Leonard auch über die extremen Höhen und Tiefen im Schreibprozess seiner Frau, ihre Selbstzweifel und seine Sorge um ihren psychischen Zustand, die das Zusammenleben der Woolfs vom Beginn der Ehe an prägte. Sein Bericht offenbart,welch ein Fixpunkt Virginia in seinem Leben war;ihrem Wohlergehen widmete er sich voll und ganz, aus Liebe und auch aus tiefer Bewunderung: "Virginia ist der einzige Mensch, den ich gut gekannt habe, der die Eigenschaft hatte, die man Genie nennen muss."

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 12.12.2023

Rezensent Peter Henning verschlingt diese Auswahl aus den Erinnerungen von Leonard Woolf. Woolf schildert darin voller Liebe und Respekt, wie Henning beteuert, die Geschichte seiner Ehe mit Virginia Stephen, von den Anfängen in Bloomsbury über die Erfolge, das gesundheitliche Leiden und die Suizidversuche seiner Frau bis hin zu ihrem Ende. Plastisch werden laut Henning nicht nur die Ehe, ihre Höhen und Tiefen, und das Genie von Virginia Woolf, sondern auch das geistig-kulturelle Klima im viktorianischen England.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.10.2023

Rezensent Wilhelm von Sternburg freut sich, dass die Erinnerungen von Leonard Woolf, die sich besonders seiner Frau Virginia Woolf widmen, nun zumindest in Teilen neu erscheinen: So kann er hier im ausführlichen Blick auf den Inhalt nachvollziehen, wie sich die legendäre Bloomsbury Group gründet, an der nicht nur die Woolfs beteiligt sind, sondern auch E.M. Forster und Vita Sackville-West, eine Intellektuellengruppe, die die Strenge des viktorianischen England in Wort und Tat abschütteln will. Die Woolfs kaufen 1915 eine Handpresse und gründen den berühmten Hogarth Press-Verlag, der wichtige Romane von Katherine Mansfield oder H.G. Wells publiziert, nur dem Joyce'schen "Ulysses" eine Absage erteilen muss, die Kapazitäten der kleinen Druckerei reichen nicht aus für dieses Unterfangen. Ein großer Teil des Textes widmet sich Virginia Woolfs Erkrankung, einer schweren Depression, erfahren wir, es wechselt sich intensivste Arbeit an heute weltberühmten Romanen wie "Orlando" mit der "Angst vor dem geistigen Zusammenbruch" ab, Woolf ist empfindlich gegenüber Kritik an ihrem Schreiben, aber auch immer wieder den Freunden zugewandt. Letztlich, so liest der Kritiker, hält sie das nicht aus, sie schreibt einen "bewegend verzweifelten Abschiedsbrief" und nimmt sich das Leben.