Klaus Garber

Das alte Buch im alten Europa

Auf Spurensuche in den Schatzhäusern des alten Kontinents
Cover: Das alte Buch im alten Europa
Wilhelm Fink Verlag, München 2006
ISBN 9783770532346
Gebunden, 765 Seiten, 78,00 EUR

Klappentext

Das alte Europa erlebt eine Wiederauferstehung auch in überraschenden politischen Kontexten. Genuin repräsentiert ist es im alten Buch und dem Ort seiner Verwahrung, der Bibliothek. Was einst undenkbar schien, ist in den Katastrophen des 20. Jahrhunderts Wirklichkeit geworden: die flächendeckende Vernichtung kultureller Landschaften und ihrer Memorialstätten. Klaus Garber widmet sich der Rekonstruktion einer untergegangenen Welt des Buches und der Bibliothek. Königsberg, Danzig und Breslau dort, Hamburg, Nürnberg und Straßburg hier bilden Brennpunkte, in denen die Versehrung von Tradition sich paradigmatisch spiegelt. Zugleich bleibt das zusammenwachsende Europa kulturell geprägt von absurden Trennungen seines Erbes im bibliothekarischen Raum: Berlin und Krakau, Dresden und Moskau, Hamburg und St. Petersburg stehen als Beispiele dafür.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.12.2006

Der Rezensent Frank-Rutger Hausmann gerät ins Schwärmen über die vorliegende Aufsatzsammlung, vorrangig allerdings über deren Autor, den Barock-Spezialisten Klaus Garber. Dessen jahrzehntelange Bemühungen, deutsche Bibliotheksbestände, die während des Zweiten Weltkrieges und danach nach Osteuropa gelangten, zu sichten und schon zu Zeiten des Eisernen Vorhangs für deutsche Forscher zugänglich zu machen, sowie seine Mitwirkung an der Erstellung des europäischen "Verzeichnisses der deutschen Drucke des 17. Jahrhunderts" sind für die Barock-Forschung von unschätzbarem Wert, so der Rezensent. Und so sind Garbers Aufsätze, in denen er von seinen Reisen, Begegnungen und Funden erzählt, von zweierlei Stimmung gekennzeichnet: vom Glück über jeden einzelnen Fund und von der Trauer über jene Bestände, die im Krieg vernichtet wurden und unwiederbringlich verloren sind.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.03.2006

Der "imposante Band" versammelt die vielfältigen Aufsätze eines ausgewiesenen Experten für den frühneuzeitlichen Ostseeraum, erklärt Hans-Albrecht Koch. Wie "niemand vor ihm" habe sich Klaus Garber "durch eigene Anschauungen" durch die lang vergessenen Archive und Bibliotheken hinter dem ehemaligen Eisernen Vorhang gearbeitet und Vertrauen nicht nur innerhalb der historischen und archivalischen Zunft gewonnen. Einige Beiträge enthalten Erfahrungsberichte dieser Reisen in die Archive, andere widmen sich aktuellen Problemen, wie dem Aussterben der alten kommunalen Bibliotheken und den großen Archiv-Auslagerungen im 20. Jahrhundert. Die Folgen zerrissener Bestände wenigstens zu mildern, sei für Garber "Aufgabe einer richtig verstandenen Restitutionspolitik", erklärt der Rezensent. Über andere Beiträge lasse sich indes vortrefflich streiten: Dass Garber die Aufspaltung der wiedervereinigten Bestände der Berliner Staatsbibliothek auf zwei Häuser und etliche Depots begrüße, sei doch eher fragwürdig und wohl einer gewissen "Nachsicht gegenüber der bibliothekarischen Zunft" geschuldet.