Joaquim Maria Machado de Assis

Die nachträglichen Memoiren des Bras Cubas

Roman
Cover: Die nachträglichen Memoiren des Bras Cubas
Manesse Verlag, Stuttgart 2003
ISBN 9783717520184
Gebunden, 512 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Portugiesischen von Wolfgang Kayser. Mit einem Nachwort von Susan Sontag. Ein gewitzter Fabulant und Fallensteller, ein liebenswerter Querkopf und Spötter ist dieser Bras Cubas, darin aufs engste verwandt einem Tristram Shandy oder einem Don Quijote. Selten las sich in der hohen Literatur die Summe eines Lebens so amüsant wie in diesem fiktiv-autobiographischen Schelmenstreich, der 1881 erstmals erschien. Exotische Landstriche, Brasilien, Rio de Janeiro geben die Bühne für Bras Cubas' illusionslosen Lebensrückblick aus dem Jenseits ab, der wahre Schauplatz aber ist das menschliche Herz. Ob es sich um Heiratsabsichten oder berufliche Ambitionen dreht, um Liebeshändel oder Erbstreitigkeiten, um politische oder geschäftliche Großtaten - in launiger Nonchalance werden die Wirrnisse des Lebens verhandelt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.07.2003

"Welch ein Schwätzer vor dem Herrn!", ruft Rezensent Kersten Knipp angesichts Machado de Assis' Erzählfigur Bras Cubas. Denn dieser hätte seine Lebenserinnerungen beileibe gedrungener vortragen können. Aber das, so der Rezensent, ist nur die Fassade dieses Romans, der das brasilianische Leserpublikum des 19. Jahrhunderts aufs höchste begeistert hat. Vielmehr sieht er in Bras Cubas eine zutiefst ironische Erzählerfigur, die dem Roman eine "doppelte Tonlage" verleiht und ihn mittlerweile ganz oben in die brasilianische Literaturgeschichte katapultiert hat. Die Kritik an der brasilianische Elite und ihrer entstellenden Verliebtheit ins alte Europa lasse in der Tat nichts an Schärfe zu wünschen übrig: Bras Cubas behaupte nach einem Studienaufenthalt in Portugal, nur wenig davon mitgenommen zu haben, und lasse somit "den europäischen Bildungsroman ins Leere laufen", indem er zwar dessen Form wahre, aber den Inhalt vergesse. Genau das ist es nämlich, was mit allem Europäischen in Brasilien grundsätzlich passiere, meint Knipp: "Was in Europa kultureller Ausdruck seiner Zeit ist, degradiert unter der Tropensonne zu 'ortsfremden Ideen', verkommt zu Zierrat, Fetisch, Trugbild."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.06.2003

Machado de Assis gilt zwar als einer der bedeutendsten brasilianischen Erzähler, werde aber außerhalb Brasiliens zu wenig gelesen, meint Steffen Martus und präsentiert überzeugt das vorliegende Werk, das nun "endlich auf Deutsch zu entdecken" sei. Sein Protagonist führe eine Existenz in der Tradition des Schelmenromans, so der Rezensent, zu den Vorbildern zählt er Laurence Sternes Reflexionsroman "Tristram Shandy". Dabei wirke das Schicksal des Titelhelden recht tragisch, muss er doch mit allerlei Unpässlichkeiten zurechtkommen: Ein Rivale bringt ihn um Amt und Frau, seine journalistische Karriere scheitert ebenso wie seine politische. All dies meistert der Held jedoch mit einer gesunden Mischung aus Scheitern und Erfolg. Begeistert ist Martus von der bestechenden Ironie des Autors, wenn dieser sich etwa in einem eigenen Kapitel den Mängeln des Buches widmet. Resümierend zitiert der Rezensent denn auch den "New Yorker", welche die Neuausgabe als "einzigartiges Meisterwerk" feiert.
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