Huguette Couffignal

Die Küche der Armen

Mit 300 Rezepten aus aller Welt
Cover: Die Küche der Armen
März Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783755000181
Broschiert, 384 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Monika Junker-John und Helmut Junker. Mit einem Vorwort von Christiane Meister, herausgegeben und überarbeitet von Barbara Kalender. Die Kunst einfach zu kochen - mit 300 Rezepten aus aller Welt. Das Buch enthält aber auch einen umfangreichen ethnologischen Essay, der den Hintergrund dieser aus Mangel und jahrhundertelanger Erfahrung geborener Rezepte beleuchtet. In unserem Teil der Welt, der immer noch vor Opulenz überquillt, ist dieses Kochbuch eine Aufforderung zur Besinnung. Die 300 Rezepte gestatten einen Blick in die Kochtöpfe, Erdmulden, Dampfkörbe und Lehmöfen der Welt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.12.2023

Rezensent und Ethnologe Karl-Heinz Kohl wundert sich zunächst, dass Huguette Couffignals Buch über die "Küche der Armen" über 50 Jahre nach Erstveröffentlichung nochmal unverändert erscheint. Die Autorin, über die man kaum etwas wisse, außer dass sie viele Kochbücher geschrieben habe, versammelt darin nicht nur viele Rezepte, sondern liefert auch interessante Beobachtungen zur möglichst billigen Ernährung ärmerer Schichten, und zwar nicht nur in Ländern der sogenannten "dritten Welt", sondern auch im europäischen Süden, lobt der Kritiker. Ethnologisch aufschlussreich findet er das zum einen in Bezug auf vergangene Notzeiten - so haben die Armen in China manchesmal auf Heuschrecken, Maden, Schlangen oder Kokablätter zugreifen müssen -, zum anderen sieht er aber auch einen Bezug zur Gegenwart, wo vermeintlich billigere Lebensmittel wie Hülsenfrüchte oder Tofu einen Aufschwung erleben und politische Krisen erneut zu Armuts- und Hungerwellen führen. Darin liegt für ihn der Aktualitätswert dieser Neuauflage.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.10.2023

Über die Autorin weiß man nichts, staunt Rezensent Ronald Düker, aber ihr ursprünglich 1970 erschienenes Buch über Essensgewohnheiten unterprivilegierter Bevölkerungsteile habe sich als geradezu prophetisch erwiesen. Der Band enthält, erfahren wir, Rezepte und einen Essay, der ethnografische Beobachtungen aus vier Erdteilen (alle außer Australien) versammelt und sich, dem Titel gemäß, der "Küche der Armen" widmet, die statt auf kunstvolle Kulinarik auf Grundnährstoffe setzt und im schlimmsten Fall auch auf Gras und Dreck. Nicht die Sterneköche der "Grande Cuisine Française", sondern heute in Bioläden omnipräsente Nahrungsmittel wie Bulgur und Tofu haben laut Couffignals Ausführungen unsere Essensgewohnheiten geprägt, so Düker. Nur die Insekten sind nicht wirklich auf unseren Tellern angekommen - noch, denkt sich der Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.08.2023

Schade, dass über diese Autorin und ihre besondere Erzählstimme kaum etwas bekannt ist, seufzt Rezensentin Marie Schmidt nach der Lektüre dieses erzählenden Kochbuchs von Huguette Couffignal, die sich den Ernährungsgewohnheiten der Armen schon 1970 zugewandt hatte. Wie sich die Zeiten seitdem geändert haben! Was früher als Nahrung der Armen galt, Tofu oder ganz allgemein Gemüse, ist heute hip und urban, lernt Schmidt. Schon vor fünfzig Jahren, liest sie erstaunt, macht Couffignal auf die Ausbeutung aufmerksam, die dem Konsum tierischer Produkte innewohnt, was sich seitdem geändert hat, kann sie in den informierten Fußnoten der Herausgeber nachlesen. Schön, dass der März-Verlag sich an diese Neuausgabe gewagt hat, resümiert die Kritikerin.
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