Heiner Müller

Heiner Müller: Werke 3

Die Stücke 1
Cover: Heiner Müller: Werke 3
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000
ISBN 9783518408957
Kartoniert, 555 Seiten, 27,61 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Frank Hörnigk. (In Leinen gebunden 68 Mark). Der erste Stücke-Band präsentiert sämtliche frühen Stücke, geschrieben zwischen 1952 und 1968, angeordnet in chronologischer Reihenfolge. Unter den Texten befindet sich etwa das 1952 geschriebene Werner-Seelenbinder-Stück, das hier erstmals vollständig gedruckt wird; außerdem enthält der Band so bekannte dramatische Texte wie "Der Lohndrücker", "Die Korrektur" (I und II), "Philoktet", "Der Bau", "Herakles 5", "Sophokles: Ödipus, Tyrann". Zugrunde gelegt für unsere Textfassungen wurden wie auch in den schon erschienenen Bänden der Werkausgabe sämtliche Druckausgaben, Handschriften und Archivmaterialien. Gerade weil in Müllers Werken einzelne Motive immer wieder auftauchen, weil er seine Texte als Bestandteil eines Prozesses verstand, als nichts Festgeschriebenes, so dass er die Teile fortwährend neu montierte oder auseinander riss und unterschiedlichen Genres zuordnete, ist ein umfangreicher Anmerkungsteil von besonderem Wert.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.08.2000

Bevor er auf das Buch zu sprechen kommt, geht Jürgen Berger zunächst auf die Entstehungsgeschichte einiger Texte Müllers und seine Stellung in der DDR ein. An dem vorliegenden Band dann hat er einiges auszusetzen. So sind hier zwar, wie der Leser erfährt, erstmals nachgelassene Texte und Entwürfe enthalten. Allerdings vermisst Berger bisweilen erläuternde Anmerkungen, so zum Beispiel bei Müllers Text "Held im Ring" von 1950/51, bei dem es um Werner Seelenbinder geht. Hier hätte sich der Rezensent zumindest die Information gewünscht, dass der Ringer und Kommunist Seelenbinder bei den Olympischen Spielen 1936 den Hitler-Gruß verweigert hat. Informationen wie diese müsse sich der Leser anderweitig beschaffen. Außerdem hätte es Berger bevorzugt, wenn Müllers Texte chronologisch, "ungeachtet der gängigen Gattungsbegriffe Lyrik, Epik und Dramatik", herausgegeben worden wären. Dann wäre seiner Meinung nach beispielsweise Müllers Beschäftigung mit der griechischen Antike (um 1960) klarer hervorgetreten. Unbeachtet geblieben sind nach Berger hier auch Müllers eigene Appelle an die Herausgeber zur Ordnung der Texte, was der Rezensent sich mit einer besseren Verkäuflichkeit erklärt. Zur Inszenierungsgeschichte erfahre man darüber hinaus in dem Band zu wenig. Abschließend rät Berger, der das Anthrazit-Grau der Einbände eher abschreckend findet, zum Erwerb der Leinen-Bände, da die kartonierten Bände bereits nach kurzem Gebrauch auseinanderfallen.
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