Frank McCourt

Tag und Nacht und auch im Sommer

Erinnerungen
Cover: Tag und Nacht und auch im Sommer
Hermann Luchterhand Verlag, München 2006
ISBN 9783630872391
Gebunden, 332 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Rudolf Hermstein. Dreißig Jahre hat Frank McCourt, der Amerikaner mit der unglücklichen irischen katholischen Kindheit, in New Yorker Schulen unterrichtet. Jetzt erzählt er, was er von seinen insgesamt zwölftausend Schülern gelernt hat - als Lehrer, als Geschichtenerzähler, als Schriftsteller.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.04.2007

Gut unterhalten hat sich Irene Binal bei der Lektüre des dritten Teils von Frank McCourts Erinnerungen, auch wenn sie insgesamt nicht so ganz zufrieden mit dem Buch ist. Den Ausführungen zu seinen unkonventionellen pädagogischen Methoden, seinen Anfängen als Berufsschullehrer, Auseinandersetzungen mit Kollegen und Eltern, dem gescheiterten Versuch zu promovieren ist sie meist gern gefolgt. Kein Wunder, liest sich das Buch in ihren Augen doch "leicht, spritzig und amüsant". Allerdings fügen sich die zahlreichen Anekdoten ihres Erachtens nicht zu einem großen Ganzen. Zudem hält sie dem Autor vor, nicht gerade in die Tiefe zu gehen und seinen Geschichten keinen echten Hintergrund zu geben, der Vietnamkrieg etwa oder die gesellschaftlichen Umwälzungen der 1960er Jahren kommen nicht vor. So bleibt bei Binal letztlich ein wenig der Eindruck eines "Flickenteppichs, dessen hübsche Einzelteile in der Gesamtheit keine rechte Begeisterung hinterlassen wollen".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.12.2006

Zwiespältig bewertet Rezensent Hardy Reich die Erinnerungen von Frank McCourt. Solange dieser Autor sein Leben als Lehrer beschreibt, scheint die Welt in Ordnung und voller hellsichtiger Erkenntnisse und weise beschriebener Erfahrungen zu sein. Da ist von "prägnanten und feinfühligen Schülerporträts" die Rede und von pointiertem, episodischem Erzählen. Doch sobald McCourt beginnt, "in munterem Ton" sein außerschulisches Leben einzuflechten, kommt beim Rezensenten der Eindruck von Halbherzigkeit auf. Auch die Figuren bleiben, inklusive Ehefrau, für ihn eher konturlos. Insgesamt bemängelt er bei diesem, trotz seiner "narrativen Struktur" als Sachbuch geführtem Buch, dass sich McCourt um Analyse und Einordnung der beschriebenen gesellschaftlichen und bildungspolitischen Phänomene gar nicht erst bemüht.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.12.2006

Eher enttäuscht haben Rezensentin Insa Wilke Frank McCourts Erinnerungen an insgesamt 33000 Unterrichtsstunden wieder zugeklappt, die er in dreißig Jahren an vier verschiedenen New Yorker Highschools hielt. Denn der ansonsten so "großartige Erzähler" McCourt erscheint ihr darin ungewohnt holprig und streckenweise wirkt seine Schilderung des Schulalltags auch etwas angestrengt auf sie. Zwar bescheinigt sie seiner Erzählung insgesamt große Zugewandtheit für "zwei gegenwärtige gesellschaftliche Randgruppen", Lehrer und Schüler nämlich, und im "warmen Licht" seiner bei aller Lakonie und Selbstirionie immer sehr empathischen Erzählung sieht sie eine "Vielzahl von Miniaturen" von Menschen und Situationen schimmern, die ihr durchaus Eindruck machen können. Besonders die beschriebenen Begegnungen und Konfrontationen von Lehrern und Schülern beschreibt sie als "Perlen", von denen sie keine einzige missen möchte. Doch die narrative "Fassung" dieser anekdotischen Perlen harmonieren aus Sicht der Rezensentin nicht, ergeben kein überzeugendes Ganzes

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.10.2006

Ist es nun ein Verriss, den uns Rezensent Ulrich Baron unterbreitet, oder doch nicht? Frank McCourts Erinnerungen an seine Zeit als Lehrer beschreibt er als "anekdotenreiches Buch", in dem sich der Autor rückwirkend und humorvoll verklärend als lustiger Bursche inszeniert. Kurzweilig erzähle McCourt von kreativem Grammatikunterricht, von pädagogischen Tricks und von Schülern. Gewisse Aussparungen, etwa über die Zeit an der Universität, seien vermutlich darauf zurückzuführen, dass der Autor sein zweites Buch nicht noch einmal schreiben wollte. Doch auch bei diesem sympathischen Lehrer vermisst der Rezensent sozialpolitisches Engagement, schließlich habe er vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund des Vietnam-Krieges und der Bürgerrechtsbewegung gelehrt. Was den Rezensenten in seiner Meinung bestärkt, dass zum Leben "mehr gehört als alte Schulgeschichten." Es ist wohl doch ein Verriss.
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