Elliot Perlman

Tonspuren

Roman
Cover: Tonspuren
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2013
ISBN 9783421043733
Gebunden, 704 Seiten, 24,99 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Grete Osterwald. Ein junger Afroamerikaner, der in der Gesellschaft wieder Fuß zu fassen versucht; ein Holocaust-Überlebender, der auf dem Sterbebett die Vergangenheit aufleben lässt; ein Geschichtsdozent, der um seine Karriere und die große Liebe kämpft. Drei Schicksale, wie sie unterschiedlicher kaum sein können, verknüpfen sich in diesem Roman zu einer epischen Erzählung über Erinnerung, Liebe, Schuld und unerwartetes Heldentum. Elliot Perlman führt uns vom Polen der Kriegs-Ära über die amerikanische Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre bis in das New York der Gegenwart und demonstriert uns, wie wichtig es bleibt, sich zu erinnern und Zeugnis abzulegen denn Geschichte hat die Eigenschaft, sich zu wiederholen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.10.2013

Martin Zähringer kann das Wort gar nicht oft genug hinschreiben: afroamerikanisch-jüdische Erinnerungslandschaft. So gewagt er Eliot Perlmans Vorhaben auch findet, die Judenverfolgung in Europa und die Sklaverei und den Rassimus in Amerika vor dem Setting New Yorks miteinander kurzzuschließen, so angetan ist er letztlich von dem Ergebnis. Bestens recherchiert vom Autor scheinen ihm die Verbindungen von jüdischen Bürgerrechtlern und aus den Südstaaten ankommenden Afroamerikern im Melting Pot von Manhattan. Die so entstandene bikulturelle Erfahrungsgeschichte, laut Zähringer ein schwerer Stoff, aber vom Autor sinnlich und schlüssig anhand von Einzelschicksalen erzählt, zeigt für den Rezensenten einen Weg jenseits gängiger Opfer-Täter-Diskurse auf.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.06.2013

Ulrich Gutmair ist sich nicht ganz sicher, was er von Elliot Perlmans Roman "Tonspuren" halten soll. Der australische Autor versucht darin, eine "gemeinsame jüdisch-afroamerikanische Erfahrung und Geschichte" zu freizulegen, die in der Erfahrung von Rassismus und Ausgrenzung gründet. Die konkrete Geschichte sei zwar nicht vergleichbar, die Selbstwahrnehmung, die der Erinnerung entwächst, aber sehr wohl, fasst der Rezensent zusammen. Und so bringt er - gelegentlich mit recht viel Pathos, wie Gutmair meint - einen Überlebenden des Holocaust mit einem schwarzen Ex-Sträfling zusammen und lässt sie ihre Geschichten austauschen, erzählt nacheinander von Lynchmobs, Vernichtungslagern und Bombenanschlägen und versucht die gemeinsamen Erinnerungen in Bildern zu fixieren. Der Rezensent ist unschlüssig, ob das Format des klassischen, modernen Romans für solch ein Projekt die angemessene ästhetische Form ist, Perlmans optimistische Grundhaltung gegenüber der Bedeutsamkeit geteilter Erinnerungen scheint Gutmair aber gutzuheißen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.04.2013

Die Figuren, ja die ganze Welt des Jahres 2007, die der Autor in großer Detailversessenheit in seinem Roman entwirft, ist Margret Fetzer nicht plastisch und komplex genug, um das schwierige Thema des Holocaust und seine Aufarbeitung angemessen zu behandeln. Für Fetzer hieße das mehr, als die Reproduktion und Rekonstruktion der Schrecken, wie sie Elliot Perlman in seinem auf sechsjähriger Recherche basierenden Buch vornimmt, hieße Übertragung und Anwendung auf die jetzige historische und soziale Situation. In Perlmans Version jedoch droht das vielfach zitierte Unerträgliche für Fetzer in voyeuristische Lust umzuschlagen. Ferner überfordert sie mitunter der ständige Wechsel zwischen den historischen Ebenen und Orten; Auschwitz, Warschau, Melbourne, New York. Starke Momente hingegen hat der Roman für sie immer dann, wenn er sich von den Fesseln historischer Korrektheit befreit und das Unerträgliche nicht ausufern lässt.
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