Elizabeth Strout

Oh, William!

Roman
Cover: Oh, William!
Luchterhand Literaturverlag, München 2021
ISBN 9783630875309
Gebunden, 224 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Sabine Roth. In ihrem neuen Roman erzählt Lucy Barton (die Heldin aus den Romanen "Die Unvollkommenheit der Liebe" und "Alles ist möglich") von der komplexen und innigen Beziehung zu ihrem ersten Mann William, von den Anfängen, als sie noch studierten, von ihren beiden Töchtern und vom schmerzvollen Ende ihrer Ehe. Doch obwohl sie neue Partner, neue Liebe finden, bleiben sie einander jahrzehntelang verbunden. Und als William Hilfe braucht, ist es Lucy, an die er sich wendet …

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.01.2022

Rezensentin Sylvia Staude begegnet Elizabeth Strouts Figur Lucy Barton im Roman "Oh, William!" nicht zum ersten Mal. Doch von Lucy - mittlerweile geschiedenem - Mann, dem titelgebenden William, hat die Rezensentin bisher noch nicht viel erfahren. In diesem Buch erzählt Lucy der Rezensentin zufolge in fast schon mündlichem Stil von ihrem Ex, doch von der Schlichtheit, mit der sie sich hier an Alltäglichkeiten erinnert, sollte man sich nicht täuschen lassen, mahnt Staude: Straout nähert sich ihren Figuren behutsam und respektvoll, weil sie nicht über sie urteilen möchte. Und das verzeichnet die Rezensentin mit Erleichterung, denn hin und wieder fühlt sich in ihren eigenen Schwächen beinahe von Strout ertappt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.12.2021

Rezensent Christoph Schröder kann mit den vielen Achs und Ohs im neuen Roman von Elizabeth Strout gut leben. Die Lebens- und Liebesbilanz, die Strout anhand eines alten Paares zieht, ist laut Schröder zwar von einem gehörigen Schuss Melancholie geprägt, aber auch von scharfen Beobachtungen, psychologischer Tiefe und einer raffinierten Erzählkonstruktion, die die Komplexität der Figuren und ihrer Geschichte im Verlauf des Textes auf für Schröder überraschende Weise steigert. Das Motiv der Angst (verlassen zu werden, zu scheitern) liegt laut Schröder der Erzählung zu Grunde. Beim Versuch, es zu ergründen, gräbt die Autorin manchmal vielleicht etwas zu tief, findet der Rezensent. Bis ins KZ-Dachau reichen die Wurzeln der Traumatisierung einer der Figuren, stellt Schröder fest.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 13.11.2021

Rezensentin Gabriele von Arnim muss sich zügeln, um nicht lesend durch Elizabeth Strouts Roman hindurch zu preschen. Zu groß ist die Gefahr, dabei die erzählerische Raffinesse, die vielen "seelentiefen Nischen" zu übersehen, die sich an jeder Ecke auftun, ganz wie Arnim es von Strout gewohnt ist. Zum Preschen verleitet vor allem jener berühmte Ton, erklärt die Rezensentin, indem Strout - Meisterin der tiefgründigen Plauderei, scheinbar en passant von den großen Themen des Lebens erzählt. In "Oh, William" ist das etwa die Verbindung zwischen zwei Menschen, die sich wieder begegnen und eine alte Vertrautheit neu entdecken, vor allem aber sind es Traumata, lesen wir: die große Verlassensangst einer Frau, die in ihrer Kindheit nicht genug Sicherheit und Geborgenheit erfahren hat, und die Schuldgefühle, die Unsicherheit, die Albträume eines Mannes, dessen männliche Vorfahren Militärs und Kriegsprofiteure waren, und der nun auch noch mit der "Lebenslüge seiner Mutter" konfrontiert wird. Elizabeth Strout schreibe davon mit großer Weisheit, Eindringlichkeit und Deutlichkeit, versichert die bewundernde Rezensentin.