Deborah Levy

Augustblau

Roman
Cover: Augustblau
aki Verlag, Zürich 2023
ISBN 9783311350156
Gebunden, 176 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Marion Hertle. Elsa M. Anderson ist eine berühmte Konzertpianistin. Doch als sie in Wien Rachmaninows "Piano Concerto Nr. 2" spielen soll, vermasselt sie es. Sie verlässt die Bühne, und ihre Identität als Wunderkind wird auf einen Schlag unstet. Drei Wochen später beobachtet sie auf einem Flohmarkt in Athen eine Frau, die zwei mechanische Tanzpferde kauft. Elsa fühlt sich auf sonderbare Weise mit der Unbekannten verbunden und hält sie für ihre Doppelgängerin. Sie beginnt die Frau zu suchen, mit ihr in Gedanken zu kommunizieren. Doch die Frau, nicht gewillt, sich widerstandslos zum Alter Ego machen zu lassen, läuft Elsa in den Straßen von Paris davon. Und so versucht Elsa mithilfe und trotz ihres Doubles, ihrer Mütter, ihres Adoptivvater-Klavierlehrers, ihrer Liebsten und Schüler*innen ein neues Ich zu komponieren, ihre eigene Geschichte zu spinnen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.11.2023

Die britische Autorin Deborah Levy legt ein "brillant konstruiertes Meisterwerk" vor, freut sich die Rezensentin Susanne Klingenstein. Es geht um die Erfolgspianistin Elsa, die das ganze Buch ein missglücktes Konzert verarbeitet - Klingenstein will aber in dieser Figur nur eine Metapher für den Erfolg und den damit einhergehenden Druck der Autorin erkennen. Im Buch tauchen mehrere Episoden zwei Mal auf, nur dass sie nach und nach auf intelligente Weise entschlüsselt werden, merkt die Rezensentin an. In der Übersetzung gibt es zwar "einige unbegreifliche Anglizismen", moniert die Kritikerin, aber das können man in einer zweiten Auflage ja ändern, rät sie. Ein Buch zum "Pause einlegen", schließt sie.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.09.2023

Deborah Levys neues Buch spielt zwar während der Covid 19-Pandemie, kann aber, freut sich Rezensent Rainer Moritz, keineswegs auf die bereits gut eingespielten Klischees der Corona-Literatur reduziert werden. Die Leiden der Hauptfigur Elsa, lernen wir, mögen durch die Pandemie verstärkt werden, aber sie reichen tiefer: als Konzertpianistin erlebt sie ein berufliches Debakel und irrt fortan durch Europa und macht die Bekanntschaft einer Doppelgängerin. Letzteres ist ein häufig auftauchendes Motiv in Levys Romanen, weiß Moritz. In diesem Fall steht es laut Rezensent in Verbindung mit den Schwierigkeiten der Protagonistin, zu ihrer eigenen Identität und Weiblichkeit zu finden, auch angesichts vieler übergriffiger Männer. Auf die "Goldwaage realistischer Plausibilität" sollte man den Roman nicht legen, so Moritz, das ist aber nicht negativ gemeint. Mit jähen Handlungssprüngen und dem plötzlichen Auf-und Abtauchen von Figuren entwirft Levy eine fremde Welt, in der es keine Gewissheit gibt: Ein kluger, nur selten didaktischer Entwicklungsroman, resümiert Moritz.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 12.08.2023

Rezensentin Simona Pfister staunt, wie geschickt und sinnlich Deborah Levy in ihrem neuen Roman das Doppelgängermotiv variiert. Für die Protagonistin, eine berühmte Pianistin in der Krise, wird es zur Chance auf ein Verständnis der eigenen Geschichte und auf einen Neubeginn. Das kommt Pfister bekannt vor, aber langweilig wird ihr nicht, weil Levy immer wieder gesellschaftliche Realität einflicht und einmal mehr die "politisch relevante" Frage umkreist, wie eine Frau sich behaupten kann in einer männlichen dominierten Gesellschaft.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 08.08.2023

"Wunderbar leicht" ist dieser Roman der britischen Autorin Deborah Levy über eine Klaviervirtuosin, jubelt Rezensentin Carola Wiemers. Mit sechs Jahren wird die musikalisch sehr begabte Elsa zur "kindlichen Muse" ihres Klavierlehrers Arthur Goldstein, lesen wir, der in ihr ein Wunderkind sieht. In einem "vielstimmigen, bildstarken Handlungsgeflecht" erzählt Levy, wie Elsa als Erwachsene erst einmal lernen muss, auf ihre eigenen Bedürfnisse zu achten. Die Grenzen von Ort und Zeit sind fließend, so die Kritikerin, die Autorin experimentiert mit Überblendungen und Dissonanzen. Manchmal driftet die Handlung etwas zu sehr ins Episodische ab, findet Wiemers, aber abgesehen davon schafft Levy faszinierende literarische Momente, die Gedanken und Gefühle in ihrer Flüchtigkeit einfangen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.08.2023

Hymnisch bespricht Meike Feßmann den neuen Roman von Deborah Levy, der für die Kritikerin weit mehr ist als ein Pandemie-Roman. Erzählt wird die Geschichte der 34jährigen neurotisch-melancholischen Pianistin Elsa, die sich während eines Konzerts von Rachmaninows 2. Klavierkonzert verspielt, ihre Karriere aufgibt und quer durch Europa reist, um Privatunterricht zu geben. Zugleich sucht sie nach einer mysteriösen Doppelgängerin, die ihr auf einem Flohmarkt in Athen begegnete, außerdem besucht sie ihren sterbenden Klavierlehrer auf Sardinien. Der Roman spielt kurz vor Ende der Pandemie, klärt die Rezensentin auf, vor allem aber sind es die "psychisch-mentalen" Folgen, die Anspannnung, aber auch die Befreiung, die Levy verspielt und träumerisch einfängt, so Feßmann. Motive von Agnès Varda, Marguerite Duras oder Alain Resnais begegnen ihr in dem, wie sie findet, "bewusstseinserweiternden" Text, dem sie schließlich gar den "Mut zu Shakespeare'scher Wucht" attestiert.
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