Cormac McCarthy

Ein Kind Gottes

Roman
Cover: Ein Kind Gottes
Rowohlt Verlag, Reinbek 2014
ISBN 9783499267994
Kartoniert, 192 Seiten, 12,99 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Nikolaus Stingl. Lester Ballard ist ein Ausgestoßener, einsam und gewalttätig. Als ihm nach und nach die Reste eines normalen Lebens abhandenkommen, wird er zum Höhlenbewohner, zum Serienmörder, schließlich zum Nekrophilen. Er gerät in Haft, in die Psychiatrie, in die Gewalt rachsüchtiger Männer. Lester Ballard, "vielleicht ein Kind Gottes ganz wie man selbst."

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.01.2015

Thomas Leuchtenmüller sieht den hohen literarischen Rang von Cormac McCarthy mit diesem frühen Werk unterstrichen. Was der Autor hier laut Leuchtenmüller in der Tradition von Carson McCullers und Flannery O'Connor zu Papier bringt, ist zwar "starker Tobak". Das mit Gewalt, Verbrechen und finsteren Bildern gesättigte Geschehen aber täuscht den Rezensenten nicht darüber hinweg, dass McCarthy mit der Geschichte eines Frauen mordenden Outlaws und Nekrophilen im Tennessee der 60er Jahre mehr als einen kruden Schocker verfasst hat. Man lese nur zwischen den Zeilen, rät Leuchtenmüller, und achte auf die "phänomenale" Sprachbeherrschung, die Ängste so beredt auszudrücken imstande ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.12.2014

Eins ist dem Rezensenten Christoph Schröder klar: Cormac McCarthy ist "einer der unfassbarsten Schriftsteller der Welt", er hat den Nobelpreis verdient, wird ihn aber ebenso wie Philip Roth niemals bekommen. Warum, macht der Rezensent auch klar: McCarthys Universurm ist von fast unerträglicher Düsternis. Auch hier schildert er den Weg eines Mannes "von ganz unten nach ganz ganz unten". Er wird zum Serienmörder. Splatter ist das dennoch nicht, betont Schröder. Denn da ist McCarthys Sprache, und Schröder zeigt in einer Schilderung zweier Hunde, die ein Wildschwein jagen, zu welcher Schönheit sie fähig ist. Zum Glück für McCarthy gibt es seine deutschen Übersetzer. Und zum Glück für die Leser harren noch einige der McCarthy-Romane der Übersetzung.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.12.2014

Vierzig Jahre nach der amerikanischen Erstveröffentlichung ist Cormac McCarthys Roman "Ein Kind Gottes" endlich auch auf Deutsch erschienen, freut sich Christopher Schmidt. Er liest hier die Geschichte des 27-jähirgen Lester Ballard, der als Serienvergewaltiger durch das ländliche Tennessee zieht, seine Opfer ermordet, bevor er sich an ihnen vergeht, sie schließlich mit in eine Höhle schleppt und zwei Kuscheltiere als Zuschauer hinzusetzt. Der Rezensent bewundert McCarthys Vermögen, die Verrohung seines Protagonisten auch sprachlich zu kennzeichnen, indem er die unbelebte Welt metaphorisiert und demgegenüber die soziale Welt emotionslos-nüchtern schildert. Darüber hinaus lobt Schmidt die Entscheidung des Autors, die Geschichte nicht in Form einer Fallstudie zu erzählen, sondern seinen Protagonisten als "ausgewildertes Raubtier" darzustellen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.11.2014

Die auf einer wahren Begebenheit beruhende, hier erzählte Geschichte vom Wilden Mann, vom Outlaw, der in den Wäldern lebt und schließlich mordet, kennt Rezensent Hubert Spiegel von David Morell. Als eine Art Anti-"Walden" erscheint ihm Cormac McCarthys Antiheld, die radikale Verwahrlosung (bis zur Nekrophilie), von der der Roman erzählt, geht Spiegel umso näher, je brüchiger die Perspektivik sich gestaltet und je offener die Frage nach der Schuld vom Autor gehandhabt wird. Mal erscheint die Figur als Höhlenmensch, dann wieder als Nachbar von Gegenüber, vor allem aber als Gottes Geschöpf vor der "grandiosen" Landschaft Tennessees.
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