Carlo Feltrinelli

Senior Service

Das Leben meines Vaters
Cover: Senior Service
Carl Hanser Verlag, München 2001
ISBN 9783446200746
Gebunden, 464 Seiten, 25,46 EUR

Klappentext

Millionär, Verleger, Kommunist, Freund Fidel Castros und Henry Millers, am Ende einsamer Kämpfer im Untergrund: Giangiacomo Feltrinelli hat die Geschichte des Jahrhunderts geprägt. Sein Sohn, Carlo Feltrinelli, legt nun eine Biografie seines Vaters vor - Zeitgeschichte, Familiengeschichte und Bildungsroman in einem.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.03.2002

Ein "aufschlussreiches Gesellschaftsbild" der fünfziger und sechziger Jahre fand Rezensent Dietmar Polaczek in dieser "suggestiv" erzählten Biografie. Keine verklärten Erinnerungen sondern eine gekonnte Balance zwischen Gefühl und umfangreicher Recherche, hat der Sohn hier über den geschätzten Vater laut Rezensent zu Papier gebracht. Statt Wertungen zum illustren und bewegten Leben des in der Arbeiterbewegung engagierten Verlegers abzugeben, lässt der Autor "Ereignisse und Dokumente für sich sprechen", schreibt Polaczek. Lediglich kleine Irritationen stören seiner Meinung nach die insgesamt gelungene Übersetzung aus dem Italienischen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.09.2001

Roland H. Wiegenstein ist das Buch des 39-jährigen italienischen Verlegers Carlo Feltrinelli eine recht lange Besprechung wert. Dabei zeichnet er ausführlich den Werdegang Giangiacomo Feltrinellis nach. Sohn Carlo hat mit seinem Buch eine kritische Hommage verfasst, die den Rezensenten sehr beeindruckt hat. Denn hier eröffne sich eine ganz andere Perspektive auf Feltrinelli, seine Biografie und die Zeitgeschichte. Zwar wechsle der Autor häufig die Erzählform - tagebuchartige Erinnerungen von Sohn und Mutter, romanhafte Erzählungen über Feltrinellis Vorfahren, anonymisierte Quellen - aber dem Gegenstand sei das wohl angemessen, ist Wiegenstein überzeugt. Für die deutsche Ausgabe hätte sich der Rezensent allerdings ein erklärendes Nachwort und ein ausführlicheres Personenregister gewünscht, denn nicht jeder Deutsche sei in der italienischen Geschichte so gut bewandert wie Carlo Feltrinelli. Dem Buch wird das wahrscheinlich schaden, bedauert der Rezensent, und das sei wirklich schade, und zwar wegen des spannenden Inhalts und darüber hinaus wegen der sehr sorgfältigen Übersetzung von Friederike Hausmann.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.08.2001

Fritz J. Raddatz ist die Faszination, die Giangiacomo Feltrinelli auf ihn ausübt, deutlich anzumerken und er wundert sich, dass das exzentrische Leben dieses Millionärs, Verlegers und Kommunisten noch nicht verfilmt worden ist. Umso erfreuter zeigt er sich, dass der Sohn Feltrinellis nun dessen Lebensgeschichte verfasst hat. Dass Carlo Feltrinelli dabei auch negative Aspekte deutlich anspricht, gehört für Raddatz eindeutig zu den Stärken des Buchs, ebenso wie die "peniblen" Schilderungen von Feltrinellis "Verquickungen mit der italienischen Innenpolitik". Gleichzeitig hält Raddatz dieses Buch "als Buch" für nicht gelungen. Man merke, dass Carlo Feltrinelli kein Schriftsteller sei, dem Buch fehle es an einer "eigenen Dramaturgie" und einer "gemäßen Stimmlage". Vor allem aber sieht der Rezensent hier eine Vermischung zwischen Recherche und persönlichen Erinnerungen des Autors, was er umso bedenklicher findet, weil Carlo Feltrinelli zum Zeitpunkt der Ereignisse zwischen vier und acht Jahre alt war. Raddatz, der auf seine persönliche Bekanntschaft mit Giangiacomo Feltrinelli verweist, hat bei der Lektüre des Buchs "mindestens ein halbes Dutzend Unschärfen, Ungerechtigkeiten auch" registriert.