Brit Bennett

Die Mütter

Roman
Cover: Die Mütter
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2018
ISBN 9783498006839
Gebunden, 320 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem amerikanischen Englisch von Robin Detje. "Die Mütter", so nennen sich die alten Frauen in der kleinen kalifornischen Gemeinde Oceanside. Sie sind Zeugen des Skandals, mit dem dieser Roman beginnt. Ein Skandal ist es, wenigstens aus ihrer Perspektive: Dass Nadia Turner, deren Mutter sich das Leben genommen hat, mit Luke, dem Sohn des Pastors … Dass Nadia Turner ein Baby bekommt … Oder vielmehr beschließt, es nicht zu bekommen. Und das ist erst der Anfang der Geschichte, der Anfang einer Geschichte voller Zuneigung und Komplikationen. Nadia kehrt der Kleinstadtenge bald den Rücken, sie geht aufs College, bereist die Welt. Aubrey, ihre beste Freundin, bleibt und stellt sich auf ihre Weise gegen den Chor der alten Frauen, deren Stimmen über die Jahre merklich auseinandergehen. Es dauert nicht lange und sie feiern ein neues Paar in Oceanside: Aubrey und Luke Sheppard. Und das beschäftigt die heimgekehrte Nadia mehr, als sie vor der besten Freundin zugeben kann...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.06.2018

Susanne Lenz kommt mit Brit Bennetts Romandebüt über eine werdende junge afroamerikanische Mutter und den Alltagsrassimus im San Diego County, Kalifornien ganz schön ins Schleudern. Die erniedrigenden geringen Erwartungen der Figur spürt Lenz bei sich selbst und schämt sich. Lebenskluge, vielschichtige Figuren, eine frische wie stilsichere Schreibe und die menschliche Perspektive machen das Buch für Lenz zu einer erstaunlichen Erfahrung.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.06.2018

Juliane Liebert ist nicht überzeugt von Brit Bennetts Roman. Sätze wie in einem Groschenroman liest sie zuhauf in der in Kalifornien spielenden Geschichte. Dass der Roman Rassismus und die sozialen Probleme junger schwarzer Frauen behandelt, merkt sie dem Text nicht unbedingt an. Die Hautfarbe der Figuren scheint ihr kaum keine Rolle zu spielen. Die Spannung zwischen der nüchternen Erzählweise und dem brisanten Thema trägt sie ein Stück weit durch den Text, doch letztlich empfindet sie den allzu routinierten Ton als irritierend. Die Geschichte, meint sie, erhält dadurch eine "seltsame Immanenz".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.05.2018

Rezensentin Maria Frisé entdeckt viel (südkalifornische) US-Wirklichkeit im Romandebüt von Brit Bennett. Wie die junge afroamerikanische Autorin den Ausbruch einer jungen Frau aus einer in Schwarz und Weiß geteilten Welt beschreibt, genau und unerbittlich, findet sie überzeugend und erinnert sie an die Bücher von Toni Morrison. Die Mütter aus dem Titel scheinen Frisé im Text wenig mütterlich zu sein, vielmehr treten sie als unerbittlich urteilende Kommentatorinnen der Erfolgsgeschichte der Heldin auf, erklärt die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 05.05.2018

Sehr einfühlsam, ja, mit Faszination bespricht Katharina Granzin dieses Debüt der beim Erscheinen des Originals 26-jährigen Autorin. Das Setting des Romans scheint einfach, ein kalifornisches Kaff. Die Handlung spielt offenbar fast ausschließlich in der schwarzen Bevölkerung des Orts. Die Protagonistin ist eine gut aussehende junge Frau, die sich aus ihrem Milieu emanzipiert, um in der Welt draußen zu reüssieren. Granzin notiert mit Interesse die Thematik - etwa die Gefahr der Teenagerschwangerschaft, der die Protagonistin durch eine Abtreibung entflieht. Der Rezensentin gefallen dabei die Gelassenheit und die Präzision von Bennetts Erzählsstil. Und sie ist beeindruckt von Bennetts Erzählkniff: Die titelgebenden Mütter, ein paar alte Frauen der Gemeinde, als Erzählinstanz, die die Geschichte der Jüngeren mit Kommentaren begleiten, ohne für die Handlung eine Rolle zu spielen, geben dem Roman eine zusätzliche Tiefendimension, meint Granzin.