Antoni Graf Sobanski

Nachrichten aus Berlin

1933-36
Cover: Nachrichten aus Berlin
Parthas Verlag, Berlin 2007
ISBN 9783866017375
Gebunden, 250 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Aus dem Polnischen von Barbara Kulinska-Krautmann. Der Inhalt dieses Buches - die Schauplätze, die historischen Ereignisse und ihre Hintergründe, die Personen und deren Handlungen - sind dem deutschen Leser bekannt: Die Verbreitung des Nationalsozialismus in der Gesellschaft nach der "Machtergreifung". Dennoch bietet es dem deutschen Lesepublikum Spektakuläres: Ohne jegliches Vorurteil, mit großer Sympathie für die Menschen, scharfsinnig und sensibel, ironisch aber nie beleidigend beschreibt Sobanski die Deutschen unter Hitler anhand zahlreicher kleiner Alltagsbeobachtungen. Er war Augenzeuge der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz, er besuchte eine Pressekonferenz von Julius Streicher, dem Chefredakteur des "Stürmer", und nahm als akkreditierter Journalist am Reichsparteitag in Nürnberg teil. Da er für ein polnisches Publikum schrieb, spiegelte er die Ereignisse in Deutschland auch in den polnischen Verhältnissen der Zeit. Das liest sich umso interessanter, da das Verhältnis von Deutschen und Polen bis heute tief von den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs geprägt ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.02.2008

Als Desiderat bezeichnet Marta Kijowska diesen Band mit Antoni Graf Sobinskis Reportagen aus dem Berlin der Jahre 1933-36. Dass es Vergleichbares noch immer kaum zu lesen gibt, weder in der polnischen noch in der deutschen Literatur, wie die Rezensentin schreibt, ist eigentlich unglaublich. Und schmerzhaft, wie Kijowska nahelegt. Denn derart "vollständig" und "nüchtern", ohne dabei unkritisch zu sein, hat sie noch niemanden über Hitlers Machtergreifung und die Veränderungen in der deutschen Gesellschaft nach '33 berichten hören. Sensationell, findet Kijowska.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.01.2008

Mit Gewinn hat Hans Pleschinski die erstmals auf Deutsch vorliegenden Reportagen Antoni Graf Sobanskis gelesen. In Sobanski sieht er einen charmanten wie wendigen Beobachter, der die Ereignisse im Deutschland der Jahre 1933 bis 1936 dem heutigen Leser in Form eines "einzigartigen, oft sehr komischen Dokuments" vermittelt. Pleschinski erscheint das Buch kostbar, weil der Autor den politischen und gesellschaftlichen Wandel mit unbestechlichem Blick von außen dokumentiert, ohne dabei die Hoffnung aufzugeben, aus der konstatierten Mischung aus Fanatismus und Mief möge schon nichts allzu Schlimmes entstehen. Irrtümer wie diesen sieht der Rezensent dem Autor nach und freut sich über die Eleganz und die Anschaulichkeit der Beschreibung, wo ein anderer Leser vielleicht erschauert.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.08.2007

Als ein "wichtiges Zeugnis" bewertet Rezensent Volker Ullrich diese Reportagen des polnischen Autors Antoni Graf Sobanski, der zwischen 1933 und 1936 mehrmals ins nationalsozialistische Deutschland reiste, um für die "Literarischen Nachrichten" zu berichten. Aufschlussreich findet der Rezensent, was Sobanski an Eindrücken zum Gesamtbild des NS-Regimes beitragen kann, auch wenn manche Schilderungen ein wenig unbedeutend erscheine. Ullrich hebt zudem die Weitsicht des Autors hervor, der den Nationalsozialismus nicht für einen vorübergehenden Spuk hielt. Für den Höhepunkt des Bandes hält der Rezensent Sobanskis Schilderungen des Nürnberger Parteitags von 1936.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.05.2007

Als Glücksfund preist Harry Nutt die nun erstmals auf Deutsch erschienenen Berichte, die der polnische Journalist Antoni Graf Sobanski 1933, 1934 und 1936 aus Deutschland für die polnische Zeitung "Literarische Nachrichten" verfasst hatte. Was diese Reportagen so überaus lesenswert machten, sei der Blick des Ausländers auf das politische und alltägliche Leben der Deutschen in dieser Zeit, so der Rezensent gefesselt. Sobanski ist bei den heute durch das Wissen um den Holocaust ausschließlich in bedrohlichem Licht erscheinenden Ereignissen wie der Bücherverbrennung imstande, auch die lächerliche Seite nationalsozialistischer Aktionen zu sehen, so Nutt. Überhaupt verliert der Autor in seinen politischen Betrachtungen nie die "kleinen Leute" aus den Augen, was seine Berichte zu faszinierenden Bestandsaufnahmen der Lage macht, lobt der Rezensent, der sich über diese "wertvolle Wiederentdeckung" freut.