Alexa Hennig von Lange

Ich habe einfach Glück

(Ab 14 Jahre)
Cover: Ich habe einfach Glück
Rogner und Bernhard Verlag, Reinbek 2002
ISBN 9783499212499
Gebunden, 258 Seiten, 12,90 EUR

Klappentext

Lelle und Cotsch heißen die beiden Mädchen von 15 und 16 Jahren, die es zu Hause in der Siedlung aushalten müssen. Mama sorgt sich sehr um die beiden Schwestern, die auf diese Fürsorge gern verzichten würden. Dann würde Lelle wahrscheinlich auch wieder essen. Papa Berni gießt im Büro seine Pflanzen und liest den Brief nicht, den Cotsch ihm vor zwei Jahren geschrieben hat - über sie und ihn und die ganze Familie. "Papa ist ein Arschloch!" sagt Cotsch. Lelle ist da diplomatischer. Mama rennt mit ihren Problemen zu ihrer Nachbarin Rita. Cotsch sagt, die beiden haben ein intimes Verhältnis, und findet das eklig. Aber zum Glück für Lelle gibt es Arthur, der wie einst Pippi Langstrumpf allein in dem Haus nebenan wohnt...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.03.2003

Vor postfeministischen Herausforderungen sieht sich die 15-jährige Ich-Erzählerin von Alexa Henning von Langes Jugendbuch "Ich habe einfach Glück", schildert Rezensentin Christina Thurner. In einer Welt, in der starre Rollenbilder immer mehr zugunsten von selbst zu definierenden Identitäten aufgegeben werden, suche die Hauptfigur Lelle ihren Platz. Laut Rezensentin verweigert sich die Protagonisten jedoch dieser Aufgabe und flüchtet in die Magersucht. Henning von Langes Roman behandelt dieses Thema jedoch nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern erzählt fast nebensächlich von Lelles Problemen, berichtet Thurner. Gerade dieser lakonische Ton vermittelt ihrer Meinung nach besonders intensiv die Brüche in Lelles äußerlich harmonischem Leben. Bei der Lektüre läuft es einem kalt den Rücken hinunter, resümiert die Rezensentin, und empfiehlt diesen beeindruckenden Roman.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 31.12.2002

Dieses mit dem Jugendliteraturpreis ausgezeichnete Buch hat für Annette Kautt insofern etwas Besonderes, als es realistische Elemente mit einer "soapigen" Erzählform verbindet. Das Prinzip einer Soap sei bekanntlich, komplexe Dinge durch die schnelle Abfolge dramatischer Ereignisse in eine übersichtliche Form zu bringen, philosophiert die Rezensentin drauflos. Und genau so verfährt Hennig von Lange, wenn sie den Familienalltag der jugendlichen Lelle in grellen Farben tüncht und das Geschehen unnatürlich schnell vorantreibt. Innerhalb von drei Tagen, wundert sich Kautt, bricht sich die Schwester das Knie, läuft die Mutter vor ein Motorrad und erleidet Lelle einen bulimischen Schwächeanfall. "Unecht" lautet das Stichwort, das Kautt dazu einfällt, auch wenn Hennig von Lange zugleich ganz hautnah und "in frechem Ton", eben wie aus dem echtem Leben gegriffen erzählt. Sind wir gar nicht mehr in der Lage, Realität außerhalb serienmäßig gepresster Wahrnehmungsmuster aufzunehmen, fragt sich Kautt und begrüßt die Art und Weise, wie Alexa Hennig von Lange produktiv mit dieser Frage umgeht. Und wenn das Grübeln nichts bringt, bleibt ja immer noch die spannende Frage, wie geht es morgen weiter?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.11.2002

Dass Alexa Henning von Lange für ihr Buch mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde, war eine richtige Entscheidung, findet Petra Hartlieb. Das "Spice-Girl der Literaturszene" erzähle die Geschichte der 15 Jahre alten Lelle und ihrer ganz normalen Familie in "hingerotzten Sätzen", mit "bitterbösen Betrachtungen" und "ohne jede Interpretation". Diese Sprache, so die Rezensentin, kommt direkt aus den chat-rooms der "New Generation". Zwar sei die Autorin schon 30, könne sich aber noch gut daran erinnern, wie es sich anfühle, fünfzehn zu sein. Ob eine 15-jährige Rezensentin das auch geschrieben hätte?