Adolf Endler

Nächtlicher Besucher, in seine Schranken gewiesen

Eine Fortsetzungs-Züchtigung
Cover: Nächtlicher Besucher, in seine Schranken gewiesen
Wallstein Verlag, Göttingen 2008
ISBN 9783835303317
Kartoniert, 340 Seiten, 12,00 EUR

Klappentext

Eine wüste Schimpfkanonade von apokalyptischer Wucht. Eine "Lästerlaudatio" nennt Adolf Endler dieses "polternde und folternde" Prosastück aus den achtziger Jahren, das er in einer persönlichen Situation heftiger Bedrängung geschrieben hat. Seit 1979 ausgeschlossen aus dem Schriftstellerverband der DDR und durch die Behinderung und Nichtpublikation seiner Bücher weitgehend aus dem öffentlichen Leben verbannt, kriecht er allerdings nicht reumütig zu Kreuze, wie von der offiziellen Kulturpolitik verlangt - im Gegenteil: Die Bemühungen, ihn von seinem Weg als kritischer Geist und Satiriker abzubringen, erfahren eine "hackmesserartige Abwehr". Dass ein solcher Text seinerzeit nicht veröffentlicht werden konnte, liegt auf der Hand; er sank sogar so weit ins Vergessen, dass der Autor selbst ihn erst nach mehr als 20 Jahren wiederfand. Seine Frische hat er gleichwohl bewahrt, denn wie Endler im kurzen Vorwort gesteht, hat er nur eine einzige Änderung vorgenommen: "Statt der "Lebensgemeinschaft Klüterich/Knall", zu sehr an Dick und Doof erinnernd, spreche ich jetzt von der Lebensgemeinschaft Lehmann-Kölz ."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.12.2008

War diese "Schimpfkanonade", mit der Adolf Endler hier einen "nächtlichen Besucher" von der Stasi traktiert, zur Zeit ihrer Entstehung von politischer Kühnheit, so ist sie es heute in ästhetischer Hinsicht, stellt ein beeindruckter und begeisterter Jürgen Verdofsky fest. Vollkommen auf der "Höhe seiner Sprachwut" entfalte der Autor eine beispiellose Polemik, die keine Begriffe verschont und in der "Dogma und Kunst" aufeinanderprallen, so der Rezensent fasziniert. Da der Band, als er 1989 erstmals in kleiner Auflage erschien, fast vollkommen unbemerkt blieb, freut sich Verdofsky, dass die jetzige Ausgabe mit mehr Aufmerksamkeit rechnen kann. Denn dieses trotz seines zeitgebundenen Anlasses immer noch "frische", subversive Buch ist eine Delikatesse, schwärmt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.10.2008

Dorothea Dieckmann begrüßt die zwischen 1980 und 1985 entstandene Groteske, die Adolf Endler jetzt aus seinem Bestand ausgegraben hat und versichert, dass sich darin mehr verbirgt als  "nostalgischer Wert". Endler hat diesen nicht einmal 40-seitigen Text aus Anlass einer ihm angebotenen Wiederaufnahme in den DDR-Schriftstellerverband geschrieben, und Dieckmann liest ihn als eine geradezu barock anmutende Satire auf Stasi-Kontrolle und staatliche Drangsalierung: Ein Dichter wird eines Nachts von einem Stasi-Spitzel aufgesucht, den er festsetzt und mit einem ausufernden "Hohn- und Rachemonolog" peinigt, erklärt Dieckmann. Auch wenn dieses Gelegenheitsstück mit der Wende seines "akuten Gegners" verlustig gegangen ist, so demonstriert hier der Dichter doch die "Verteidigung der Freiheit mit den freiheitlichen Mitteln der unverschämten Poesie", freut sich die Rezensentin.