Essay

Wer was wozu gehört

Von Daniele Dell'Agli
16.02.2015. Die Frage ist nicht, ob der Islam zu Deutschland gehört, sondern welcher. Und die andere Frage ist, welcher Islam mit dem Islamismus nichts zu tun hat. Anmerkungen zu einer absurden Debatte.
Wahlkampfpsychologen sagen, man müsse einen Slogan sechzehn Mal wiederholen, bis er "sitzt", nämlich im Langzeitgedächtnis des Stimmenviehs. Vorausgesetzt, es spricht keine empirische Evidenz dagegen. Dann sieht es allerdings mit der Durchsetzungskraft von Parolen wie "Der Islam hat mit Gewalt nichts zu tun" oder gar "Der Islam gehört zu Deutschland" nicht gut aus. Wie wär"s, wenn wir es umgekehrt probieren und wiederholen, was nicht oft genug gesagt werden kann: Paris, Nigeria, Syrien, Irak, Iran, Pakistan, Afghanistan, um nur die derzeit begehrtesten Hot spots des Grauens zu nennen: In ausnahmslos allen mehrheitlich von Muslimen bevölkerten und regierten Staaten dieser Welt werden entweder von Staats wegen oder mit staatlicher Lizenz beziehungsweise Duldung im Namen der Scharia Menschen verfolgt, eingesperrt, gefoltert und ermordet.

In ausnahmslos allen Staaten des islamischen Kulturkreises gibt es weder Meinungsfreiheit - und wer immer Regimekritisches zu äußern wagt, riskiert Leib und Leben - noch andere einklagbare Grundrechte wie etwa die Gleichstellung und Gleichbehandlung der Geschlechter oder die körperliche Integrität der Person. Zu behaupten, was in Paris geschehen ist, habe nichts mit dem Islam zu tun, ist ungefähr so schlüssig wie zu unterstellen, Saudi-Arabien, Dubai oder der Yemen hätten nichts mit dem Islam zu tun. Oder was immer in Nordafrika - von Marokko bis Ägypten -, in den Palästinensergebieten oder im Südlibanon, in Somalia, Sudan, den Philippinen oder Indonesien - und vergessen wir die Türkei nicht, die maßgeblich verantwortlich für den Siegeszug des IS ist - geschieht, habe nichts mit dem Islam zu tun.

Am Ende gibt es das gar nicht, dieses atavistische Amalgam aus Religion, Moral, Politik und Rechtssystem namens Islam? Oder gibt es mehrere davon? Zum Beispiel eine offiziell bei der UNO akkreditierte Version in Gestalt despotischer Regimes, die Frauen wegen vorehelicher Sexualität steinigen lassen und dies auch solange ungestraft tun werden, wie der Westen auf ihr Öl angewiesen bleibt - kann man sich eine humanere Motivation vorstellen, die Energiewende zügig voranzutreiben? - und eine wilde, inoffizielle Version in Gestalt marodierender Banden, die ihren Hunnensturm televisuell potenzieren, damit noch der entlegenste Erdenbürger einen Vorgeschmack auf die Heilsvollstreckungen des Kalifats bekommt.

Beide konkurrieren um die Statthalterschaft des wahren Islam, beide können sich gleichermaßen überzeugend auf vorbildliche und historisch verbürgte Heldentaten des Propheten - Kriege, Raubzüge, Attentate, Massenmord, Kinderehen, Frauenentrechtung, antisemitische Säuberungen - berufen. Intelligente Kommentatoren belehren uns, dass es die eine Version ohne die andere nicht gäbe, allerdings nicht um zu betonen, dass beide Facetten des Islam gleichermaßen unsympathisch sind, sondern um sogleich die Mitschuld des Westens an der Stärkung der Diktaturen und damit der sich davon abspaltenden Milizen ins Spiel zu bringen und so vom unsympathischen Rest abzulenken. Und davon, dass beide Akteure für über drei Viertel aller weltweit gezählten 52 Millionen Flüchtlinge und Binnenvertriebenen verantwortlich sind.

Auch das Problem der Integration hat "mit dem Islam zu tun". Dass Muslime durch die Ignoranz und die Diskriminierung der Aufnahmegesellschaft zur Selbstgettoisierung getrieben würden, ist ein beliebtes Entlastungsargument, das schon dadurch widerlegt wird, dass Italiener - darunter der Verfasser dieser Zeilen -, Spanier, Portugiesen oder Griechen, ja selbst Osteuropäer mit ungleich geringeren Integrationsproblemen zu kämpfen hatten.

Insofern es vier geopolitische Formationen des Islam gibt, die allerdings in zahllose Glaubensrichtungen und Auslegungstraditionen zerfallen (Sunniten, Schiiten, Aleviten, Sufis, et cetera) kann niemand dekretieren, der Islam gehöre zu Deutschland, der sich nicht zuvor der Sisyphosarbeit unterzogen hat, zu unterscheiden, welchen er meint. Selbst Berufsabwiegler wie Alfred Grosser fallen auf die Frage (bei Maischberger), was den Islam mit Deutschland verbindet, gerade mal "arabische Ziffern" ein, die bekanntlich aus Indien kamen.

Da greift schon eher das vom Bundespräsidenten beschworene "Bekenntnis zum Rechtsstaat", das "alle eint". Wirklich alle? Von Aleviten und Sufis wissen wir es mit Bestimmtheit, doch sie machen gerade zehn Prozent der in Deutschland lebenden Muslime aus. Auf der anderen Seite des Spektrums hätten nur erklärte Salafisten (7.000) ein Problem mit unserer Rechtsordnung, heißt es, doch nach jüngsten Umfragen hält jeder zweite Moslem daran fest, den Koran wörtlich auszulegen, was nach international gültiger Definition den Tatbestand des Fundamentalismus erfüllt.

Wer den Koran und die ihm angeschlossenen Sprüche und Erzählungen vom Leben des Propheten (Hadiths) wörtlich versteht, bekennt sich wiederum zur Scharia, die weder individuelle Rechte noch Meinungsfreiheit, weder geschlechtliche Selbstbestimmung noch körperliche Integrität kennt und somit unvereinbar mit unserer Rechtsordnung ist. Demnach hätten wir zwei Millionen Verfassungsfeinde in Deutschland. Andererseits geben 80 Prozent der Muslime zu Protokoll, sich in Deutschland wohlzufühlen.

Es gibt wohlgemerkt auch andere Muslime, zum Beispiel solche, die nur knapp dem Terror des real existierenden Islams außerhalb Europas entkommen sind und denen jetzt das Blut in den Adern gefriert, wenn sie hören, wie deutsche Politiker das weltgrößte Unrechtssystem umarmen. Um es idiotensicher zu sagen: selbst der babylonische Codex Hammurabi (1750 v.u.Z.) ist mit dem deutschen Grundgesetz kompatibler als die Scharia. Dass diese nicht in kodifizierter, für alle Muslime verbindlicher Form vorliegt, macht sie nur um so brauchbarer als Instrument willkürlicher Herrschaft für orientalische Despotien im Weltmaßstab wie im Haushalt

In den letzten zwanzig Jahren sind laut der Autorin Uta Glaubitz allein in Deutschland weit über 150 muslimische Frauen ermordet worden, aus Gründen der Familienehre, wie es heißt, also der schändlichsten Gesinnung der patriarchalen Zivilisationsgeschichte. Diese Verbrechen wurden aus Rücksicht auf die "kulturelle Besonderheit" der Täter oder auf die Religionsfreiheit entweder halbherzig verfolgt und milde abgeurteilt oder konsequent verfolgt, aber als okkasionelle Beziehungstaten geahndet (die sie nicht waren) und publizistisch meistens in den Lokalnachrichten versteckt. Hier gibt es für Verfassungsschutz, Gesetzgeber und Gerichte immensen Nachholbedarf, insbesondere müssen Clans und Parallelgesellschaften ebenso wie Sekten jeglicher Provenienz endlich kriminellen Organisationen gleichgestellt, infiltriert und überwacht werden, die Kinder vor religiöser Gehirnwäsche geschützt und Zwangsverheiratungen juristisch verfolgt werden.

Spätestens jetzt schallt es wieder aus allen Rohren, das Unwort des Jahrzehnts, Islamophobie!

Islamophobie bedeutet Angst vor dem Islam und bezeichnet demnach exakt das Gegenteil dessen, was Islamkritiker tun, die für ihren Mut längst mit dem Bundesverdienstkreuz hätten geehrt werden müssen.

"Angst vor dem Islam" maskiert sich gern als Islamophilie. Bloß keine schlafenden Hunde wecken, mögen dies gewaltbereite Fundamentalisten oder rechtsextreme Ressentiments sein. Den Gipfel der Irreführung erreichte das Bäumchen-wechsle-dich bei Hart aber fair, wo der ansonsten mit "Faktenchecks" nicht geizende Frank Plasberg dem staunenden Publikum eine überaus eloquente Hijabträgerin pauschal als "liberale Muslima" präsentierte, die pausbäckig und augenleuchtend die Vorzüge ihrer so toleranten wie friedliebenden Religion anpreisen durfte, ohne dass auch nur einmal erwähnt wurde, dass sie für die winzige Glaubensgemeinschaft der Ahmadiyyas spricht (strenggenommen sogar nur für deren Frauenorganisation), die seit 1974 per Fatwa der Islamischen Weltliga zu Nichtmuslimen erklärt wurden. Besonders auffällig war, dass für diese Runde offenbar niemand gewonnen werden konnte, der Frau Kohla Maryam Hübschs virtuoser Missionsrhetorik irgend gewachsen gewesen wäre. So nutzte sie ihr einnehmendes Wesen geschickt, 2,5 Millionen Zuschauern eine Lüge nach der anderen zum Ruhme Allahs zu verklickern, darunter die besonders dreiste, für Blasphemie seien im Islam "nie weltliche Strafen" vorgesehen gewesen. Die Begründung, dass das so nirgends im Koran gefordert wird, ist mehr als scheinheilig. Denn die Vita Mohammeds ist für Muslime genauso identitätsbildend wie die Gottesdiktate selbst und es ist unbestritten, dass der Prophet "Gotteslästerer" hinrichten ließ.

Was also ist ein friedlicher Moslem? Eine contradictio in subjecto? Spätestens seit Voltaire und Montesquieu wissen wir, dass Menschen, die ihre Identität primär über ihre Religionszugehörigkeit definieren, sich nur solange friedlich und tolerant verhalten, wie sie nicht die Macht haben, ihr Wertesystem mitsamt Lebensstil anderen aufzuzwingen. Die missionsstrategische Expansion und herrschaftspolitische Implementierung der Wertesysteme Christentum und Islam hat Europa in den letzten 1.300 Jahren zig Kriege, Millionen Tote und weit mehr verpfuschte Triebschicksale beschert - reicht das immer noch nicht?

Offenbar nicht: "Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette sind unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten." Dieses auch von Salafisten gern zitierte Programm stammt nicht von Al-Baghdadi, sondern von Tayyip Erdogan. Und es erklärt nur zu gut die fatale, vom Westen offiziell heruntergespielte Unterstützung des "Islamischen Staats" durch die Türkei.

Als Meister kognitiver Dissonanzreduktion erwies sich der bekennende Atheist Jürgen Trittin, der mit salbungsvoller Pastorenstimme (bei Maybritt Illner) ebenfalls die frohe Botschaft verkündete: "Selbstverständlich gehört der Islam zu Deutschland." Als Begründung schob er mangels passender Beispiele das kontextfremde Argument nach, das ansonsten seit Jahrzehnten dazu dient, die Gewalttätigkeit des Islam zu entschuldigen: das Christentum, das die Inquisition und die Kreuzzüge verbrochen habe, gehöre schließlich auch zu Deutschland. Wirklich? Dieses Christentum? Zum heutigen Deutschland?

Was nun die "Islamisierung" betrifft: kein vernunftbegabter Mensch glaubt ernsthaft daran, dass Deutschland oder irgend ein anderes Land in Europa sich auf dem Weg ins Kalifat befindet.

Andrerseits weiß jeder, der mit den Augen Heinz Buschkowskys und dem Wissen um sein so einfallsreiches wie vergebliches Engagement durch Neukölln geht, dass der Islamisierungsprozess in manchen Quartieren inzwischen einen irreversiblen Stand erreicht hat. Die Debatte darüber, wie das passieren konnte, dass die Aufnahmegesellschaft radikale Fraktionen einer sich ethnisch abspaltenden und jedes Integrationsangebot aggressiv ablehnenden Religionskultur teilweise geduldet, teilweise sogar hofiert hat, obwohl sie ihre dominanten Eigenarten - von der Frauenversklavung über den archaischen Ehrbegriff bis zum hermetischen Clansystem - insgeheim verabscheut, muss noch geführt werden.

Gewaltige Aufmerksamkeitsressourcen werden für Debatten um die Legitimität von zuletzt im Mittelalter praktizierten Lebensformen verschwendet, anstatt dass die drängenden Probleme einer spätkapitalistischen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts verhandelt würden!Angesichts der Herausforderungen kann man es unseren "Eliten" nicht verdenken, dass sie es vorziehen, die vergleichsweise übersichtlichen, mit ein wenig juristischer und etwas mehr logistischer Fantasie lösbaren Migrations- und Integrationsprobleme ad calendas graecas weiter zu köcheln, wozu sie beitragen durch die schleichende Aushöhlung der Meinungsfreiheit, die sich nicht erst in den seltenen Fällen bekundet, wo man vor satirischer Majestätsbeleidigung zurückschreckt wie zuletzt in Europa unter den Nazis, als man wegen Hitlerwitzen mit einem Besuch der Gestapo rechnen musste. Vielmehr hat je nachdem Einschüchterung oder falsch verstandene multikulturelle Rücksicht längst die tägliche Berichterstattung erfasst, wenn sie bei Gewalttaten muslimischer Einwanderer dieses kleine, aber entscheidende Detail ihrer Herkunft zu verschweigt.

In der Sache selbst pflegt das politisch korrekte Gewissen zu kontern, bei deutschen Straftätern würde man auch nicht sagen, es hätten Christen jemanden totgetreten. Richtig, aber wäre die Tat von Neonazis begangen worden, hätte man nicht gezögert, diesen Sachverhalt erwähnen. Warum? Weil die Verbindung von Neonazis und Gewalt sogleich einleuchtet. Leider tut dies auch die Verbindung von Muslimen und Gewalt, warum also wieder mit zweierlei Maß messen?

Doch viel gravierender ist ein anderes Argument: Nur bei Muslimen erlebt man in Europa - nicht durchgängig, aber mehrheitlich - die vormoderne Identifizierung von personaler Biografie und Religion. Nur sie definieren sich noch zuallererst über ihre Glaubenszugehörigkeit, die wiederum jeden Aspekt ihrer Denk- und Lebensweise bestimmt. Das im 21. Jahrhundert angekommene vollindividualisierte Subjekt der europäischen Zivilisation hingegen definiert seine Identität zunächst über Geschlecht und Alter, sodann über Sprache, Nationalität und Beruf, gefolgt von Wohnort und Familienstand, Freunden, Vorlieben und Neigungen - um dann erst, und nur bei Nachfrage, hinzuzufügen, ob er oder sie einer Religion angehört oder nicht. Womit wir beim nächsten Thema wären.

Die Rekonfessionalisierung der öffentlichen Moral: plötzlich gibt es offiziell nur noch Christen, Juden und Moslems, obwohl die überwältigende Mehrheit der Menschen in Deutschland und Europa sich je nachdem als Atheisten, Agnostiker oder Indifferentisten verstehen respektive mit ihrem Christentum, Judentum und in zunehmendem Maße (die gebildete Mittelschicht) auch mit dem Islam einen recht legeren Umgang pflegt und die Deutungshoheit ihrer Symbolsysteme auf wenige - service- und ritualbedürftige - Lebenssituationen (Geburt, Hochzeit, Tod) beschränkt.

Wenn in diesem Klima hysterisch aufgewerteter Konfessionalität nun wundersamer Weise das Blasphemieverbot wieder aus den Verliesen der bayerischen Staatskanzlei entriegelt wird, dürfte selbst den Ahnungslosesten im Lande klar sein, dass Kirchenverbände und mit ihnen assoziierte Politiker hoffen, als Trittbrettfahrer des Islam und im Schulterschluss gegen seine Anfechtungen wieder an Profil und Volumen zu gewinnen. Seit der Fatwa gegen Rushdie nähren sie unaufdringlich, aber konstant dank ihrer überproportionalen Präsenz in den Medien das Gerücht, nur Gläubige hätten Gefühle, die beleidigt werden können, während Konfessionslosen, der Name sagt es ja schon, offenbar etwas fehlt, und man ihnen als spirituellen Mängelwesen jede noch so beschämende Unterschreitung aufgeklärter Humanitätsstandards zumuten darf, ohne befürchten zu müssen, von ihnen zur Rechenschaft gezogen werden.

"Islamisierung der Gesellschaft" erweist sich somit als tragfähige Metapher für eine von vielen Akteuren auf sehr unterschiedlichen Bühnen instrumentierte Regression der öffentlichen Meinung, die den Menschen suggerieren soll, sie seien ohne die Bevormundung ("Orientierung") durch religiöse Sinnverwalter nicht lebensfähig.

Verquer auch die Diskussion um Präventionsmaßnahmen gegen die Radikalisierung Jugendlicher, die wider alle pädagogischen Erkenntnisse bei den unmittelbar gefährdeten Sechzehn- bis Fünfundzwanzigjährigen ansetzen soll. Doch man kann noch so schlüssig soziale Milieus, Diskriminierung und Perspektivlosigkeit bei fanatisierten Adoleszenten konstatieren, irgendwann kommen solche Erklärungen nicht um das Eingeständnis gescheiterter Multikultikonzepte herum. Denn die alles entscheidende Differenz setzt immer noch die religiöse Manipulation. Nur sie vermag junge Erwachsene für manichäische Welterklärungen (Gut/Böse), postmortale Erfüllungen (Jungfrauen im Paradies) oder Größenselbstekstasen (Lizenz zum Töten) zu begeistern; nur religiös lässt sich Todesverachtung oder gar Todeswille injiziieren; nur religiös die andere Entmenschung motivieren, die der Frau das Gesicht unter dem Schleier nimmt.

Statistisch weitaus bedeutender ist allerdings, wie religiöse Erziehung schon im Kindesalter die Bereitschaft programmiert, das eigene Ich bedingungslos den Diktaten eines autoritären Kollektivbewusstseins zu unterwerfen und auf eine differenzierte moderne Persönlichkeitsentwicklung - die ohne Distanzierung von Familie, Standort und Milieu, ohne moralisches Urteilen, mündiges Denken und Selbstverantwortung nicht zu erlangen ist - zu verzichten. Auch hier hat der Rechtsstaat versagt.

Es ist an der Zeit, Kinderrechte explizit im Grundgesetz zu verankern. Damit könnte auch die Kindergartenpflicht obligatorisch für alle Einwandererfamilien durchgesetzt und die Entfernung des christlichen Foltersymbols aus Klassenzimmern und Krankenhäusern ebenso wie die Verbannung des Kopftuchs bei Minderjährigen notfalls in Karlsruhe erstritten werden. Ein Grundrecht auf freie Entfaltung der kindlichen Persönlichkeit dürfte nur noch vergleichenden Religionsunterricht im Sinne des Beutelsbacher Konsenses (Indoktrinationsverbot, Kontroversität, Schülerorientierung) zulassen: eine unerlässliche Bedingung für die Reformation des Islams und ein erster aber entscheidender Schritt auf dem Weg in die von der großen Bevölkerungsmehrheit gewünschte und kontrafaktisch bereits gelebte laizistische Gesellschaft.

Daniele Dell"Agli