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Stichwort
Marseille
5 Artikel
Mord und Ratschlag 31.12.2020 […] haben uns vertrieben, jetzt vertreiben wir sie.
Dominique Manotti greift sich für ihren Roman "Marseille.73" diesen emblematischen Moment der französischen Geschichte heraus, an dem sich der Front National gründete und der Rassismus in der französischen Politik festsetzte. Brennpunkt ist natürlich Marseille, die Stadt, in der sich die rechtsextreme Terrororganisation OAS, die korsische Mafia und die […] ist der junge Malek Khider. Er wird vor Bar Terminus in La Calade aus einem Auto heraus erschossen, mit einer Unique 7.65, das Kaliber der Polizeiwaffe.
Ein eindeutiger Fall, doch die Polizei von Marseille sieht nichts, hört nicht, sagt nichts. Um den Anschein zu wahren, ermittelt sie ein bisschen gegen Maleks Freund in der Berufsschule und seinen älteren Bruder - oder verbreitet vielmehr falsche V […] atmet nicht mehr. In einer Handvoll Stunden wird sie Emile Guerlache zu Grabe tragen, sie wartet, sie stinkt nach Blut."
Manotti breitet in all seinem Schrecken das Netz des Verbrechens aus, das Marseille in den siebziger Jahren so berüchtigt gemacht, das Geflecht aus OAS, Unterwelt und Polizei. Je nach Einkommensklasse treffen sie sich im proletarischen Le Foudre oder in der noblen Grand Bar Henri […] Von
Thekla Dannenberg
Im Kino 05.11.2020 […] blutig enden. Regisseur und Drehbuchautor Olivier Marchal ist seit jeher der Tragöde unter jenen, die vom Verbrechen erzählen. Zur Tragödie gerät ihm seine Geschichte auch hier.
Der Schauplatz ist Marseille. Seine Schönheit ist groß. Gleißende Sonne, die Bucht und das Meer. Richard Vronski (Lannick Gautry) ist Polizist, mit dem Mafiaboss, der gerade von einem Knast in den anderen überführt wird, spricht […] Films: Jede Abweichung vom rechten Weg führt so oder so in die Hölle. Die Kräfte des Bösen, die draußen und auch die im Innern des Menschen, nützen jeden Hebel, der sich ihnen bietet.
Die Hölle: Marseille. Ihre Schönheit ist groß. Ein Clan, in einer Bar am Strand versammelt, Männer und Frauen, man feiert. Die Killer rücken an, Blut spritzt, die Tonspur kurz laut und klar, dann dumpf, als hätte der […] mit diesen Männern, mit ihrer Gewalt, mit ihrer sich nach außen abschottenden Kamaraderie, mit ihrem Schweigen und ihrem Glauben, dass nur Taten sprechen. Es sind die Frauen, die diese Festungen (Marseille, die clanartige Polizei, die Festung, als die sich jeder einzelne Mann sieht) aufbrechen, sie sind für diese Rolle schon deshalb prädestiniert, weil ihnen in die Festungen selbst kein Einlass gewährt […] Von
Ekkehard Knörer, Karsten Munt
Außer Atem: Das Berlinale Blog 17.02.2018 […] Seghers Roman "Transit" eigentlich in der Versenkung verschwunden? Der Roman, Inbegriff der antifaschistischen Literatur, erzählt von den deutschen Exilanten, die auf der Flucht vor den Nazis in Marseille strandeten. Seghers schrieb ihn nach ihrer eigenen Flucht in den vierziger Jahren im Exil in Mexiko und setzte sich dabei mit der ganzen Souveränität echter Erfahrung über alle Dogmen des realistischen […] Europa herauszukommen, brauchen die Flüchtenden Einreisevisa, Transit-Visa und Ausreisevisa. Eines ist vom anderen abhängig, und wenn das letzte da ist, wird das erste schon wieder ungültig. Nach Marseille darf nur kommen, wer nicht bleiben will. "Welch einen Zweck soll das haben, Menschen zurückzuhalten, die doch nichts sehnlicher wünschen, als ein Land zu verlassen, in dem man sie einsperrt, wenn […] er nur noch die wenigen Habseligkeiten des Dichters. Weidel hat sich umgebracht. Georg nimmt die Papiere des Toten an sich, zwei Visa und eine Schiffspassage nach Mexiko, und reist mit ihnen nach Marseille. Unterwegs stirbt ein weiterer Genosse, Georg bindet sich an dessen Familie, den Jungen Driss und seine taubstumme Mutter. Weniger um Halt oder Trost zu geben als welchen zu bekommen. Frank Rogowski […] Von
Thekla Dannenberg
Außer Atem: Das Berlinale Blog 17.02.2011 […]
Stumm und starr stehen im Osten und in Marseille deutsche Menschen. Hingestellt sind sie, die Wörter sind karg in den Mündern, von Regisseurinnen und Regisseure, von denen wir schon Großartiges sahen und weiter Großes erhoffen. Blickt man jedoch auf die aktuelle Berlinale-Bilanz jenes deutschen Filmschaffens, das oft zu pauschal unter den Begriff der "Berliner Schule" gefasst wird, dann muss das Urteil […] an Eigenbewegungen seiner Figuren im offenen Raum gefunden zu haben. Der Nachfolger "Auf der Suche" (Forum) ist im Vergleich dazu leider ebenfalls ein halbgarer Rückschritt. Eine Mutter reist nach Marseille, weil sie glaubt, dass ihrem schwulen Sohn dort etwas zugestößen sein könnte. Mit dessen Ex-Liebhaber fährt sie durch die Stadt, lernt Bekannnte des verschwundenen Sohnes kennen, sucht nach Spuren […] den Voraussetzungen her ein wunderbares Krüger-Projekt. Eine Geschichte, die etwas selten Thematisiertes verhandelt, die sich aus den eigenen Biotopen in eine Fremde begibt, bei Angela Schanelecs "Marseille" hatte das noch großartig funktioniert. "Auf der Suche" aber kommt niemals in Gang, läuft kaum jemals rund. Das Unglück beginnt schon mit der Besetzung von Corinna Harfouch als Mutter. Viel zu sc […] Von
Ekkehard Knörer