Artikel
Suchwort: "Sterben"
Stichwort: Kulturkampf - 2 Artikel
Essay 13.10.2014 […] dem selbstbestimmten Sterben, soviel ist inzwischen deutlich geworden, betrifft nicht nur die kleine Minderheit derjenigen, die bereits die Schwelle zum Nichtsein erreicht haben. Denn man kann die demografische Entwicklung nicht von einer sich verändernden Haltung zum Sterben und zum Tod abkoppeln. Will heißen: es gibt ein menschenwürdiges Alter nur ohne Angst vor dem Sterben. Dazu gehört essenziell […] mag dieses ein paar Tage oder viele Jahre umfassen. Die Möglichkeit, sterben zu können, das Sterben im Potentialis vor sich zu haben, heißt dem Tod den Schrecken des factum brutum zu nehmen, das alle Realität zunichte macht, mit anderen Worten: doch noch Zukunft zu haben. Denn wenn ich mich - wenn es soweit ist, eines Tages - sterben lassen kann, dann kann ich auch weiterleben bis zu jenem Tag, dann […] n Arena gleicht, die Problematik des Suizids.
Bislang wurde die absurde Diskussion darüber, wer überhaupt sterben darf, bevor "seine Zeit" gekommen ist (und er dabei auf fremde Hilfe angewiesen ist) - absurd deshalb, noch einmal sei es gesagt, weil die Medizin kein "natürliches" Sterben mehr zulässt und überdies den Zeitpunkt des physischen Sterbens immer weiter über den des psychischen und sozialen […] Von
Daniele Dell'Agli
Essay 26.09.2014 […] wird anzugeben, wann Leben in Sterben übergeht und dieser Prozess an sein Ende kommt; oder weil wir, wie Wald-und-Wiesen-Philosophen unermüdlich predigen, ohne reflexives Innewerden unserer Endlichkeit vergeblich nach einem Sinn in unserem Dasein suchen würden. Vielmehr tangieren die immer lauter und unabweisbarer sich meldenden Forderungen nach einem selbstbestimmten Sterben unmittelbar die Fragen eines […] stehen stattdessen das Verbot von Sterbehilfeorganisationen und damit das Verbot der assistierten Selbsttötung.
Man könnte meinen, das seien nun wahrlich periphere Themen, minority issues halt. Sterben tut in Deutschland pro Jahr jeder Hundertste, zehntausend Suizidanten samt Dunkelziffer eingerechnet, die Zahl der Hinterbliebenen bleibt überschaubar. Doch der statistische Schein trügt. Denn der […] der Moderne ohnehin jede theologische Grundlage entzogen hatten, abzulösen.[2] Forciert wurde und wird die Dynamik dieses Paradigmenwechsels von einem medizinischen Fortschritt, der seinerseits das Sterben zu einer Lebensphase sui generis auszudehnen begann, so dass spätestens seit Mitte der neunziger Jahre, von einzelnen spektakulären Fällen oder Gerichtsurteilen, Nachrichten aus dem benachbarten Ausland […] Von
Daniele Dell'Agli