Der emeritierte Rechtsprofessor und ehemalige Präsident der Goethe-Universität Frankfurt
Rudolf Steinberg beleuchtet in der
FAZ das Verhältnis von
Staat und Kirchen in Deutschland und bleibt beim Befund der "
hinkenden Trennung", die irgendwie eher einer Aufteilung von Kompetenzen gleicht, in der der Staat den Kirchen ihre Position sichert - auch wenn die Gläubigen
millionenfach abfallen. Die Kirchen, so Steinberg, funktionierten inzwischen vor allem als "
Sozialkirche" über ihre Wohlfahrtsverbände
Caritas und Diakonie, den größten Arbeitgebern nach dem öffentlichen Dienst. Steinberg kommt dann trotz seiner kritischen Position zu der seltsamen Aussage: "Vor allem bei der Übernahme von sozialen Aufgaben sind die Kirchen
auf die Kirchensteuer als sichere Einnahmequelle angewiesen. Sie setzt die Kirchen in die Lage, Aufgaben, die der gesamten Gesellschaft dienen, tatsächlich dauerhaft übernehmen zu können: Schulen, Kitas, Beratungsstellen, Krankenhäuser, Altenpflegeheime. Genau aus diesem Grund steht auch kaum zu erwarten, dass
der Staat an einer grundlegenden Änderung des Staatskirchenrechts interessiert sein könnte." Und da sind sich die Politiker aller Parteien laut Steinberg mit den Kirchenfürsten einig.
Schüchterne Frage des Bürgers: Werden Caritas und Diakonie wirklich aus der
Kirchensteuer finanziert? Die Caritas selbst
sagt jedenfalls auf ihren Seiten, dass sie zum großen Teil mit
staatlichen Mitteln finanziert wird, die mit der Kirchensteuer nichts zu tun haben. Die Wikipedia hat sogar einen
Artikel über die "
Caritas-Legende", die von den Kirchen lange aufrecht erhalten wurde. Mehr als ein
paar Prozent kommen bei Caritas und und Diakonie nicht aus Kirchensteuern, das meiste aus den
Steuern der Allgemeinheit.