"Neigen Frauen stärker als Männer zum
Desperadotum?"
fragt die
Soziologin Jolande Withuis in ihrem Essay "Leiden, streiten, heilig werden" über radikale Musliminnen. Deren Motivation sieht sie im Versprechen völliger Hingabe. "Der Glaube bietet radikalen Musliminnen eine 'totale' Identität, die sich nicht auf bestimmte Gelegenheiten beschränkt und die schwerer wiegt als alles andere. Das verlangt Anstrengung und Verzicht, bietet im Gegenzug aber auch Befriedigung und
Seelenruhe. Langweilige oder lästige Vorschriften - sich bedecken, nicht alles essen dürfen - werden zu einer Quelle des Selbstbewusstseins. Es geht ihnen wie einer Magersüchtigen, die Befriedigung aus der Überwindung ihres Hungers zieht, auch wenn sie damit ihrer Gesundheit schadet. So beschäftigen sich diese Frauen bis zur Lächerlichkeit mit der Frage, welche Dinge 'haram' oder 'halal' sind - das füllt ihre Zeit und gibt ihnen das wohltuende Gefühl eines sinnvollen Lebens."
Außerdem: Onno Blom (mehr
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porträtiert den Schriftsteller und frischgebackenen Preisträger des
"P.C. Hooftprijs" Maarten Biesheuvel, in dessen Nachbarschaft er aufwuchs. "Biesheuvel war bei uns Schulkindern eine Berühmtheit. Wenn er gute Laune hatte, konnte eigentlich alles passieren. Er konnte auf der Straße laut ein Lied von Schumann anstimmen oder sich auf die Motorhaube eines Autos legen um zu horchen 'ob es die
Zylinder noch tun'. Eines Tages kam er uns entgegen und fragte mit seiner typisch nasalen Stimme höflich, ob uns der Sinn nach 'einem Glas Ranja' stünde. Das ließen wir uns nicht zweimal fragen, es hieß nämlich, dass der Schriftsteller und seine Frau eine
Ziege besäßen, die bei ihnen im Wohnzimmer lebe. Biesheuvel sagte nur 'Kommt mit, ich stelle Euch ihr vor.'"