Wie fühlt sich Revolution an? Ich meine nicht den Vergleich zwischen dem Zustand davor und danach, sondern den Moment, wenn man mittendrin steckt? Chaotisch! Elisabeth Eisenstein hat das wunderbar beschrieben in ihrem 1979 erstmals erschienenen Buch "The Printing Press as an Agent of Change" (hier ein Auszug auf Deutsch) über die Erfindung des Buchdrucks. Clay Shirky hat in seinem Blog noch einmal darauf hingewiesen und Parallelen zur jetzigen Revolution gezogen:

"Während des dramatischen Übergangs zum Druck stellten sich Experimente erst im nachhinein als Wendepunkte heraus. Aldus Manutius, der venezianische Drucker und Verleger, erfand das kleinere Octav-Format und die Kursivschrift. Was wie eine kleine Neuerung aussah - nimm ein Buch und mach es kleiner - war rückblickend eine Schlüsselerfindung für die Demokratisierung des gedruckten Worts. Als Bücher immer billiger und tragbarer wurden und darum begehrenswerter, erweiterte sich der Markt für Verleger und erhöhte den Wert der Lesefähigkeit noch mehr. So sehen echte Revolutionen aus: das alte wird schneller zerstört, als neues entstehen kann. Die Bedeutung eines Experiments ist in dem Moment, in dem es gemacht wird, nicht offensichtlich. Große Veränderungen stocken, kleine Veränderungen breiten sich aus. Sogar die Revolutionäre können nicht vorhersagen, was passieren wird ... Und so ist es auch heute. Wenn jemand wissen will, wie wir die Zeitungen ersetzen sollen, dann will er eigentlich hören, dass wir keine Revolution durchleben. Er will hören, dass das alte System nicht zusammenbricht, bevor neue Systeme bereit stehen, die es ersetzen können. Er will hören, dass die alten sozialen Abmachungen nicht in Gefahr sind, dass die Kerninstitutionen ausgespart werden, dass neue Methoden zur Verbreitung von Informationen die bisherige Praxis verbessern und nicht beenden werden. Er will angelogen werden."