Juli Zeh

Die Stille ist ein Geräusch

Eine Fahrt durch Bosnien
Cover: Die Stille ist ein Geräusch
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783895610554
Gebunden, 264 Seiten, 18,50 EUR

Klappentext

Juli Zeh startet in "Die Stille ist ein Geräusch" nicht einen weiteren Versuch, die Wahrheit über den ersten Krieg in Europa seit 1945 herauszufinden oder Gut und Böse auseinander zu halten. Vielmehr erzählt sie die spannende und oft witzige Geschichte dieser ungewöhnlichen Reise, die sie allein, nur Begleitung ihres geduldigen Hundes, im Sommer 2001 unternahm. Ihre Reise führt sie unter anderem nach Jajce, Sarajewo, Mostar, Trebinje, Sanski Most, Tuzla, Srebrenica, Banja Luka, Bihac: Kriegs-Orte im nunmehr friedlichen Bosnien, verwundete Landschaften - und noch immer traumhaft schöne Städte und Plätze voller Geschichte und Geschichten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.09.2002

Ein sprachlich und poetisch beachtlicher Roman, befindet Ilma Rakusa. Die junge Autorin, die sich auf den Weg nach Bosnien gemacht hat, präsentiert sich mit einer Fähigkeit, ihren Blick so auf die Dinge zu richten, wie man sie vorfindet, so die Rezensentin. "Juli Zeh ist nicht auf das Krasse und Schrille aus, nicht auf Sensationen, Skandal und Besserwisserei". Dieser besondere Blick ist es, von dem sich Rakusa begeistert zeigt. Er sei "weder naiv noch nivelliert", sondern gesteht "dem spontan Geschauten den Vorrang vor tradierten, abgegriffenen Bildern zu". Auch wenn die Autorin zuweilen ihr "burschikoses Kokettieren mit der eigenen Ignoranz" bezüglich ungeliebter Pauschaltouristen und Balkonreporter zu weit treibt, so Rakusa, müsse man hier lobend anerkennen, dass hier "jemand das Recht auf subjektive Gewichtung der Wahrnehmung, ohne Rücksicht auf Moral und Konvention" reklamiert. Das Tiefgründige bleibt dabei jedoch auf der Strecke: "Die Oberfläche der scheinnormalen Gegenwart garantiert nur partielle Einblicke in tiefer liegende Verwüstungen". Die vielen Fragen, mit denen sich die Autorin auf den Weg gemacht hat, sie blieben am Schluss doch unbeantwortet. Am Ende ist es aber die forsche, sarkastische und metaphernreiche Sprache, die die Rezensentin am meisten fasziniert. "Juli Zeh weiß, was Poesie ohne Pathos ist". Es gelingt ihr, das "entzauberte Bosnien momentweise in einen prekären Zustand poetischer Gnade überzuführen".