Michael Wallner

Cliehms Begabung

Roman
Cover: Cliehms Begabung
Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2000
ISBN 9783627000769
Gebunden, 319 Seiten, 20,35 EUR

Klappentext

Anton Cliehm ist ein Genie. Doch seine Theorie, die auf mathematischer Ebene die Variabilität der Zeit beweist, hat einen fatalen Fehler. Als Cliehm deshalb seinem Leben ein Ende setzen will, macht er eine andere, weit erstaunlichere Entdeckung: Er selbst kann verschiedene Gegenwarten gleichzeitig leben. Doch als er beginnt, in der Zeit zu springen, gerät sein bis dahin geordnetes Leben vollends durcheinander.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.02.2001

Martin Lüdke betrachtet in seiner kurzen Rezension das Doppel-Debüt des als Schauspieler und Regisseur erfolgreichen Autors Michael Wallner als "misslungen".
1.) "Manhattan fliegt" (Reclam)
Der Rezensent gesteht dem Roman zu, dass er "effektvoll gebaut" und "erstaunlich routiniert erzählt" ist und somit zu Recht als "solider Unterhaltungsroman" gelten kann. Allerdings kritisiert er, dass der österreichische Autor es sich zu leicht macht, wenn er die Handlung durch magische Tricks vorantreibt indem er beispielsweise die Schwerkraft aufhebt. Und so lautet das abschließende und nun doch nicht so freundliche Urteil Lüdkes, dass es sich bei dem Buch um einen "Harry Potter für Fürsorgeempfänger" handelt.
2.) "Cliehms Begabung" (Frankfurter Verlagsanstalt)
Noch härter geht der Rezensent mit diesem Roman ins Gericht. Es sei deutlich zu merken, dass der Autor in dieser Geschichte eines genialen Physikers einen höheren Anspruch habe als in seinen ersten Roman, und an eben diesem Anspruch scheitere er. Denn obwohl Lüdke die Handlung als schlüssig lobt und positiv vermerkt, dass sich Wallner die Mühe macht, zwischen den Zeitebenen hin und her zu springen - die Ergebnisse dieses Erzählens findet er alles andere als neu. Letztlich, meint Lüdke, stehen "Aufwand und Ertrag" in keiner angemessenen Relation. Zudem findet er es offensichtlich, dass Wallner mit dem wissenschaftlichen Vokabular, das sein Protagonisten benutzt, im Grunde "nichts anfangen" kann. "Gescheitert", lautet sein Fazit.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.01.2001

Verena Auffermann bespricht zwei gleichzeitig erscheinende Romane des österreichischen Schauspielers und Regisseurs, der damit sein literarisches Debüt gibt.
1) "Manhattan fliegt"
Die Rezensentin lobt diesen Roman als gelungenen "Unterhaltungsroman", der flüssig zu lesen ist und mit seinen filmreifen Ideen und Szenen eine glückliche "Mischung aus Erotik, Rätsel, Fremdheit und schwarzer Magie" darstellt. Sie vermutet, dass jede Menge Anspielungen in diesem Roman stecken, die eine "unterhaltsame Recherche" zutage fördern könnte.
2) "Cliehms Begabung"
Weniger überzeugt ist Auffermann von diesem Roman, dessen gehobenen Anspruch sie als gescheitert ansieht. Zwar zeige sich der Autor in dem Buch auch hier als "überbordender, phantasievoller Erzähler verrückter Geschichten", doch gleite er leider in "hemmungsloses" Pathos ab, so die Rezensentin bedauernd. Das Buch über einen genialen Physiker, das nach Auffassung Auffermanns ein "Zeitroman" hätte werden sollen, sei so ins "theatralische Milieu" abgeglitten und zudem wackelig konstruiert, denn man nehme dem Physiker weder die Genialität, noch seine "wilde" Ehefrau ab.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.12.2000

Stephan Maus ist verblüfft. Ein Buch wie ein Zauberwürfel, meint er. Und was er nicht alles entdeckt darin: Von "eleganten Transformationsgleichungen" über die literarisierte Kunst der Fuge und eine "spannende Abenteuergeschichte" bis hin zu "metaphysischem Slapstick" reicht das Angebot. Und der Autor, scheint`s, hat alles gut im Griff. Kunstvoll, so Maus, jongliere Michael Wallner mit unterschiedlichen Zeitebenen und variiere die Szenen des Romans "mit mathematischer Präzision und viel Liebe zu leitmotivisch auftauchenden Personen und Gegenständen". Maus` eindeutiges Fazit: Der Mann ist begabt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.11.2000

Werner Jung kommt aus dem Stöhnen nicht heraus, so wenig haben ihm die beiden zeitgleich (aber in verschiedenen Verlagen) erschienenen Romane des Grazer Autors Michael Wallner, Jahrgang 1958, gefallen. Da werde hochtrabend das Thema Zeit abgehandelt, meint der Rezensent, Tiefsinniges suggeriert und in Wahrheit nur Seichtes transportiert.
1) Michael Wallner: "Manhattan fliegt"
Jung zufolge handelt der Erstlingsroman von Wallner gleich drei Zeitebenen ab, die eine recht verworrene Geschichte binden und die wir hier stichwortartig skizzieren wollen: eine Stummfilmschauspielerin hat eine Affäre mit einem Magier, der wiederum landet in der Psychiatrie, wo ihn 30 Jahre später eine Delfindompteurin (!) entdeckt, und noch mal 30 Jahre später will ein Schauspieler über jene Delfindompteurin einen Film machen und trifft auf eine junge verwirrte Schauspielerin, die wiederum identisch ist mit jener Stummfilmdarstellerin. Der Kreis schließt sich, folgert der geplagte Rezensent, der nichts gegen fantasievolle Geschichten einzuwenden hat, wenn sie denn entsprechend erzählt werden. Aber bei Wallner stimme nichts, meint Jung: die Sprache sei holprig, erzählerische Durststrecken würden durch Dialoge lautstark übertont, vermeintliche Zäsuren und Sprünge suggerierten ein ästhetisches Konzept, das Jung für überhaupt nicht existent hält.
2) Michael Wallner: "Cliehms Begabung"
Wieder das Thema: Zeit. Der Protagonist, so Jung, ist ein Physiker, der Einsteins Relativitätstheorie zu widerlegen glaubt und die Reversibilität der Zeit beweisen möchte. Er bewegt sich also "putzmunter" durch verschiedene Zeiten, in verschiedenen Landschaften, bei verschiedenen Frauen, wird von einem anderen Wissenschaftler gejagt (Wissenschaftskrimi!), um am Ende fiebernd im Krankenhaus aufzuwachen. Ein hübscher belangloser Einfall, der bei Jung solche Gedanken wie "Hab ich doch schon irgendwo mal gesehen" auslöst. Und zwar in allen möglichen Science Fiction- und Fantasy-Filmen, meint Jung, an die er sich ununterbrochen erinnert fühlt. Und was den philosophischen Gehalt angeht? "Worthülsen", meint der erboste Rezensent und vermeldet "Lektüreschmerzen".