Edward W. Said

Am falschen Ort

Autobiografie
Cover: Am falschen Ort
Berlin Verlag, Berlin 2000
ISBN 9783827003430
Gebunden, 468 Seiten, 24,54 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Meino Büning. "Am falschen Ort" ist das ergreifende Zeugnis einer Kindheit und Jugend in einer inzwischen versunkenen arabischen Welt, eine intensive Erinnerungsarbeit, eine Art emotionale archäologische Expedition - zurück in eine unwiederbringlich vergangene Welt: denn Palästina ist heute Israel, der Libanon nach zwanzig Jahren Bürgerkrieg vollkommen verändert und das koloniale, monarchistische Ägypten seit 1952 verschwunden. Es ist die Geschichte von Exil und Verlust - und zugleich die Geschichte einer Identitätsfindung, verfasst von einem der engagiertesten Intellektuellen unserer Zeit.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.11.2000

Elke Schmitter zeigt sich etwas verwundert darüber, dass sich Edward W. Said in diesem Buch sehr stark auf seine Kindheit und die neurotischen Familienverhältnisse konzentriert. Über den erwachsenen Said und seine Entwicklung zum Intellektuellen hingegen erfahre man fast nichts. Schmitter erläutert, dass Said unter Leukämie leidet, was ihn zu dieser "großen Anklage- wie Rechtfertigungsschrift, (in der er) noch einmal zu den toten Eltern spricht" veranlasst hat. Deutlich werde dabei die innere Heimatlosigkeit der christlichen Palästinenser-Familie in Kairo, die Paranoia der Eltern, die Launen und widersprüchlichen Erwartungen der Mutter an ihren begabten Sohn und die kühle Strenge des Vaters. Dies alles sieht Schmitter "intensiv und hermetisch, nicht selten pathetisch und selbstgerecht" geschildert. Was ihr allerdings gut gefällt ist die musikalische und elegante Sprache, für die sie sich wirklich begeistern kann und die sie in der Übersetzung von Meinhard Büning "hervorragend" wiedergegeben sieht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.10.2000

Der Palästinenser Edward Said ist mit einem einzigen Buch, "Orientalismus", zum Star der amerikanischen Theorieszene geworden. Dass er der Legendenbildung um die eigene Exilierung Vorschub geleistet, dass er sich kämpferisch für die Sache Palästinas eingesetzt hat, hat für Anfeindungen gesorgt. In seiner Autobiografie nun zerstört Said, so der Rezensent Ludwig Ammann, die (selbst fabrizierte) Legende - und dies mache diese Erinnerungen zu einem großen Buch. Erzählt werden allerdings nur die Anfänge, die "Familien- und Schulgeschichte", in der die puritanischen Eltern nicht gut wegkommen. Ihretwegen war das Leben im an sich kosmopolitischen Ägypten ein Alptraum der Disziplinierungen. Die Verletzung, so der Rezensent, sei noch in den Erinnerungen spürbar, gerade im betont "distanzierten Ton", der darin vorherrsche.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.10.2000

Eindringlich und bejahend führt Stefan Weidner in die Widersprüchlichkeiten der Autobiografie des palästinensisch-amerikanischen Kulturwissenschaftlers Edward Said ein. Da ist einer, der seit dem Erscheinen seines Buchs “Orientalism” (1978) die “europäisch-amerikanische Kulturhegemonie” gebrandmarkt hat, aber in seiner Jugend Furtwängler verehrte; der das System europäischer Bildung im Kairo der 50er Jahre hasst, aber Shakespeare liebt; der mit dem vorliegenden Text zum Teil “brillante” Literatur liefert, und zum Teil nur einen “trockenen Rechenschaftsbericht.” Nicht konsistente Theorien, so Weidner, zeichnen ihn aus, sondern die intellektuelle “Rastlosigkeit” bis zum peinlichen “Ausstülpen der Seele”. Freiheit, nirgends.