Paul Berman

Terror und Liberalismus

Cover: Terror und Liberalismus
Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2004
ISBN 9783434505792
Gebunden, 272 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Am Anfang steht eine Frage: Was treibt den islamistischen Terror an? Ist es der "Kampf der Kulturen" oder der "Aufstand der Unterdrückten"? Paul Berman begibt sich auf eine ungewöhnliche Spurensuche. Sie führt ihn nach Europa, in den dunkelsten Teil seiner Geschichte. Und hier macht er eine Entdeckung, die beunruhigt: Islamismus und totalitäres Denken haben im Kern etwas gemeinsam, denn beide vollziehen den Aufstand gegen die Moderne, gegen den permanenten Wandel, gegen Vielfalt und Kommerz. Beide sehnen sich nach der großen Einheit, der alles vereinnahmenden Ordnung. Beide sind bereit, dafür einen hohen Preis zu zahlen. Am Ende steht wieder eine Frage: Wie geht die moderne Gesellschaft damit um?

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.05.2004

Paul Berman tritt an wie ein konservativer Berater der Bush-Regierung, und doch ist er eigentlich ein Liberaler, wundert sich Herfried Münkler. Berman geht es um die Verteidigung der Demokratie gegen die Bedrohung durch den Islamismus, und er greift auf ein beliebtes Mittel zurück, das Münkler als sehr ambivalent empfindet: das der historischen Analogie. Pausenlos vergleiche Berman die heutige Lage mit der Situation in den dreißiger Jahren, als die französischen Sozialisten aufgrund ihrer pazifistischen Grundüberzeugung ein Vorgehen gegen das nationalsozialistische Deutschland verweigerten. Ein solches Denken in historischen Analogien ist attraktiv, aber gefährlich, findet Münkler. Verführerisch sei es deshalb, weil es Orientierungshilfen in einer unüberschaubaren Situation biete. Riskant wiederum ist das Analogieverfahren, weil es falsche Schlüsse zulasse. Für Münkler ist die Analogisierung zwischen dem Kriegsende in Deutschland und der Befreiung des Irak ein solcher falscher Analogieschluss. Interessant ist Bermans Buch solange, räumt Münkler ein, wie sich der Autor als historischer Spurenleser verstehe. Ansonsten überwiege bei Berman ein Wunschdenken, das die Außenpolitik seines Landes frei von Realpolitik sieht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.04.2004

Dieses Buch des amerikanischen Journalisten Paul Berman ist als Reaktion auf die Anschläge des 11. September entstanden und stellt den Versuch dar, die "Bedeutung" dieses schrecklichen Terrorakts zu verstehen, erklärt Ulrich Speck. Der Autor deute den 11. September als "Menetekel" im langen "Kampf zwischen Liberalismus und Totalitarismus", so der Rezensent weiter, der Berman als "linken Intellektuellen" und dabei als Befürworter des Irak-Kriegs vorstellt. Berman zeichnet die Geschichte des "antiliberalen Denkens im 19. Jahrhundert" nach und bemüht sich um eine "kohärente" Deutung der islamistischen Bewegung, so Speck. Vor allem letzteres sei die "Stärke" des vorliegenden Buches. Wenn der Rezensent auch bemängelt, dass Berman diese Kohärenz mitunter auf "Kosten" einer differenzierten Betrachtungsweise gehen lässt und er besonders die "mangelnde Unterscheidung zwischen Islamismus und Baathismus" kritisiert, preist er den Band dennoch als "ungemein anregend", besonders für diejenigen, die an den "Hintergründen der islamischen Herausforderung" Interesse haben.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.03.2004

Auch wenn er seine Argumente manchmal etwas überstrapazieren, "mit einer flotten Handbewegung abtun" kann man Paul Bermans "wuchtige" Streitschrift nicht, meint Robert Misik. Berman, ein "unorthodoxer" Linker, der heute eher den Neokonservativen nahe steht, verdamme in einem "schneidig-spöttisch-verachtenden Tonfall, wie man ihn nicht selten bei Konvertiten findet", die Appeasement Politik der europäischen Linken wie der amerikanischen Demokraten. Für Berman sind sie "Komplizen", die den islamistischen Fundamentalismus nicht ernst genug nehmen und damit gefährlich unterschätzen. Trotz aller Polemik, trotz der "grellen Farben" ein "tiefsinniges, kluges und äußerst kenntnisreiches" Buch über die islamistische Herausforderung und die Frage, wie eine modernisierte Linke adäquat darauf reagieren kann, findet unser Rezensent.