Volker Gerhardt

Öffentlichkeit

Die politische Form des Bewusstseins
Cover: Öffentlichkeit
C.H. Beck Verlag, München 2012
ISBN 9783406633034
Gebunden, 584 Seiten, 39,95 EUR

Klappentext

Von der "Öffentlichkeit" wird erwartet, dass sie alles ans Licht bringt. Nur sie selber bedarf noch einer philosophischen Klärung. Volker Gerhardt unterzieht den Begriff erstmals einer historischen und systematischen Analyse und vermag dabei zu zeigen, dass gesellschaftliches und individuelles Bewusstsein eine strukturelle Einheit bilden, in der das Bewusstsein niemals nur "subjektiv" ist. Der Mensch ist ein "öffentliches Wesen", ein homo publicus. Nur unter seinesgleichen findet er zu sich selbst. Zugleich aber kann diese öffentliche Welt dem Menschen nichts bedeuten, wenn er sich nicht in sich selbst und die Sicherheit der Privatsphäre zurückzuziehen vermag.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.06.2013

Rezensent Uwe Justus Wenzel ist entschieden unterwältigt von diesem "stark ins Kraut geschossenen" Versuch des Berliner Philosophieprofessors Volker Gerhardt, Öffentlichkeit als politisches Bewusstsein und "kosmopolitischen Fluchtpunkt" des menschlichen Bewusstseins zu denken. So wähnt Wenzel hier die Möglichkeit einer Binse im Argen oder aber der Gedanke wurde einfach nicht in wünschenswerter Ausführlichkeit gewälzt: Bewusstsein als etwas, das für den Einzelnen für sich zu beanspruchen so immanent wichtig ist, ihm aber eben nur zum Teil gehört, da es in ein übergeordnetes Bewusstsein aufgehe, könne doch nur der für einen Skandal halten, der sich nicht vor Augen hält, dass auch die Sprache, derer sich der einzelne bedient, eben nie die seinige im Sinne einer Besitzanzeige ist, doziert Wenzel. Zwar biete das Buch im einzelnen Kapitel, die für sich genommen ohne weiteres bestehen, doch ächzt der Rezensent zuweilen auch unter den sich häufenden Wiederholungen im somit teilweise recht redundanten Buch.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.01.2013

Rezensent Michael Pawlik würdigt Volker Gerhardts philosophische Abhandlung über "Öffentlichkeit" als gelehrten und mutigen Wurf. Der Kritiker liest hier noch einmal Kants Gedanken über das Denken, das sich stets in "Gemeinschaft mit anderen" vollzieht, nach und folgt davon ausgehend Gerhardts Überlegungen zum "Homo publicus": Wer die Welt und ihre moralischen Probleme begreifen wolle, müsse sich immer an die öffentliche Sphäre wenden. Zugleich sei Öffentlichkeit, laut Gerhardt, "eine ins gesellschaftliche Ganze ausgestülpte Vernunft", lernt der Rezensent. Durch die Beteiligung vieler Denker steige die Chance für die Entdeckung von Fehlern. Während der Kritiker Gerhardts Vorgehen, umfassende, heterogene philosophische Traditionslinien in seinen Öffentlichkeitskonzeptionen miteinander zu verknüpfen, lobt, hätte er sich doch ein wenig mehr Beachtung der "Risiken und Nebenwirkungen" von Öffentlichkeit gewünscht. Dennoch sein Resümee: Selten erscheint Liberalismus so "gewinnend" wie bei Gerhardt.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.01.2013

Einen Meilenstein in der philosophischen Selbstreflexion moderner Gesellschaften sieht Clemens Kauffmann in Volker Gerhardts Buch, das nicht weniger anpeilt als eine systematische Erfassung der Funktion von Öffentlichkeit in der Gesellschaft beziehungsweise noch weiter gefasst, wie Kauffmann erklärt, eine Theorie der Logik menschlicher Kultur. Dass der Philosoph dabei nicht recht selbstbewusst zu Werke geht, was die Leistungsfähigkeit der Vernunft anbetrifft (Gerhardt spricht von der Öffentlichkeit als von einem "freien Verkehrsraum des Geistes"), möchte Kauffmann ihm gerne zugestehen, zumal der Autor, wie der Rezensent sichtlich beeindruckt feststellt, bei aller Weite des Öffentlichkeitsbegriffs doch auf das Politische zurückkommt. Ein paar Widersprüche ergeben sich laut Kauffmann beim Lesen allerdings auch. Und der Wunsch, dass Gerhardt im nächsten Buch die Religion stärker mit ins Spiel bringt.
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