Ulrich Woelk

Die Einsamkeit des Astronomen

Roman
Cover: Die Einsamkeit des Astronomen
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2005
ISBN 9783455079128
Gebunden, 284 Seiten, 18,95 EUR

Klappentext

So denkt der Astrophysiker Frank Zweig, dem im Jahr nach dem Tod seines Vaters mit Wehmut bewusst wird, dass nichts in seinem Leben von Dauer ist. Da sind Kindheit und Jugend, die im leeren Haus seines Vaters noch einmal lebendig werden und doch unwiederbringlich vorbei sind. Da ist die flüchtige Liebe zu Ellen, die nur momentweise gelingt, oder der Physikerkollege im Observatorium, der auf seiner manischen Suche nach fremder Intelligenz im All den Verstand verliert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.08.2006

Nur teilweise gelungen sei der erneute Auftritt von Ulrich Woelks Helden Frank Zweig, meint Rezensentin Meike Fessmann. Erneut lasse der Autor seinem Verstandeshomunkulus Zweig, einem Astronomen, eine spannend erzählte Liebesgeschichte zukommen, die natürlich in erneuter Einsamkeit ende. Und erneut, so die Rezensentin, verfolge er die "riskante" Strategie, wissenschaftliches Denken auf menschliches Handeln zu applizieren. Folgerichtig habe Ulrich Woelk auch ein mathematisch komponiertes Musikstück von John Cage als "Leitmotiv" installiert. Allein, mit der Sprache als uneineindeutigem Medium sei dieses Ziel kaum zu erreichen. Die Rezensentin vermutet, dass der Roman womöglich wegen der beschränkten Ich-Erzähler-Perspektive an seinen letzten Zielen scheitert.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.12.2005

Ulrich Woelk hat Spaß an Gegensätzen, erklärt ein begeisterter Gustav Mechlenburg. Das zeige sich auch in diesem Roman, in dem Woelk, selbst einmal Physiker, das Geschwisterpaar Marthe, ihres Zeichens esoterisch angehauchte Kunstdozentin, und den vernunftliebenden Astrophysiker Frank aufeinanderprallen lässt. So stereotyp und eindeutig allerdings, wie es aus ihren Mündern auch klingen mag, das wird dem Rezensenten allmählich klar, sind die Gegensätze nicht: Nach dem Tod des Vaters erledigt Marthe die Haushaltsauflösung in "grotesk" pragmatischer Weise, indem sie aus dem aufgestapelten Mobiliar des Vaters ein Kunst-Happening macht, während Frank sich schwer tut, mit dem Tod des Vaters fertigzuwerden. Auch angesichts des Zwischenfalls im Observatorium, bei dem ein offensichtlich vom Hauch des Wahnsinns gestreifter Kollege mitten im Schneesturm die Kuppel öffnet und die dort versammelte unbezahlbare technischen Gerätschaft ruiniert, reagiert Frank eher mit Sympathie und Verständnis. "Die Einsamkeit des Astronomen" sieht Mechlenburg als herrliche "Persiflage" des Wissenschaftsromans, der mit Geschick und Komik die "psychoanalytische Offenbarung" liefert, dass sich in der Beobachtung das Beobachtete verändert, auf so intelligente Weise, "dass dem Leser das Teleskop nur so um die Ohren fliegt".
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