Samuel Beckett

Weitermachen ist mehr, als ich tun kann

Briefe 1929-1940
Cover: Weitermachen ist mehr, als ich tun kann
Suhrkamp Verlag, Berlin 2013
ISBN 9783518422984
Gebunden, 856 Seiten, 39,95 EUR

Klappentext

Herausgegeben von George Craig, Martha Dow Fehsenfeld, Dan Gunn und Lois More Overbeck Aus dem Englischen und Französischen von Chris Hirte. Die auf vier Bände angelegte Ausgabe bietet zum ersten Mal eine umfassende Auswahl der Briefe einer der größten literarischen Figuren des 20. Jahrhunderts. Die Schreiben stammen aus den 60 Jahren, in denen Samuel Beckett als Autor aktiv war (1929-1989). Ausgewählt aus mehr als 15 000 erfassten Briefen wurden Schreiben an Freunde, Maler und Musiker ebenso wie an Studenten, Verleger, Übersetzer und Kollegen in der literarischen und der Welt des Theaters. Sie werden begleitet von detaillierten Einführungen, Stellenkommentaren, Zeittafeln und Kurzporträts der wichtigsten Briefpartner.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.05.2013

Der erste der auf vier Bände angelegten Edition von Briefen Samuel Becketts ist unter dem Titel "Weitermachen ist mehr, als ich tun kann" erschienen, und Rezensent Lothar Müller ist begeistert: Denn trotz zahlreicher Texte von Biografen und Philologen hat der Kritiker während der Lektüre erstmalig das Gefühl, endlich auch den Briefeschreiber Beckett kennenzulernen. Und so erfährt Müller nicht nur, wie der diskrete und im sozialen Umgang wortkarge Beckett in den Briefen eine ihm gemäße Form der Kommunikation entwickelt, sondern er entdeckt auch immer wieder Passagen voller Sarkasmen, Wortspielen und Anspielungen auf Literatur, Kunst und Musik, die zum Verständnis von Becketts literarischem Werks beitragen. Vor allem erscheint Beckett dem Rezensenten in diesen Briefen aus den Jahren 1929 bis 1940 als Verwandter Belacquas, der noch nicht weiß, dass er dem Fegefeuer entgehen wird: Der noch erfolglose Autor rechne hier sarkastisch mit sich selbst ab und berichte dramatisch von körperlichen Beschwerden und nächtlichen Panikattacken, so Müller. Neben Ausführungen über seine Psychoanalyse bei Wilfred Rupert Brion und den Niederschriften seiner Deutschland-Reise liest der Kritiker auch zahlreiche Spitzen gegen bedeutende Maler, Komponisten und Schriftsteller. Sein Urteil: Ein aufschlussreiches Selbstporträt des Künstlers als junger Mann, in dem man lernt wie Beckett zu Beckett wurde.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.01.2013

Eine absolute Sensation, jubelt Andreas Isenschmid über den ersten Band der auf vier Bände angelegten Auswahl von Briefen Samuel Becketts. In seinen zahlreichen Briefen, "neben denen sich jede Autobiografie wie eine müde Distanzübung ausnimmt", lernen selbst eingefleischte Beckett-Spezialisten den öffentlichkeitsscheuen Iren ganz neu kennen, stellt der Rezensent fest. In der Korrespondenz des jungen, noch unbekannten Autors klafft dabei eine erstaunliche Lücke zwischen Form und Inhalt: zwar klagt Beckett permanent über Stagnation und Depression, tut dies jedoch auf die inspirierteste, unterhaltsamste Art, so Isenschmid, der keinen Zweifel daran lässt, dass diese Briefe "getrost zu Beckets Hauptwerken" gezählt werden können. Der begeisterte Rezensent verrät en passent, wovon "Warten auf Godot" eigentlich handelt (nämlich "von zwei Juden auf der Flucht") und bescheinigt zu guter Letzt Chris Hirte, die Briefe "verflixt gut übersetzt" zu haben.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.01.2013

Dass die Briefe Samuel Becketts erst zwanzig Jahre nach seinem Tode erscheinen, kann sich Rezensent Jürgen Berger nur mit der Kompliziertheit der Auswahlprozesse erklären. Denn Beckett war, auch und vor allem in den Zeiten, als er literarisch nicht weiterkam, ein durchaus produktiver Briefeschreiber: 15.000 Briefe hat er hinterlassen, die zwanzig Bände füllen würden, wenn die Herausgeber sich nicht auf vier Bände beschränkt hätten. Der erste, nun auf Deutsch vorliegende Briefband umfasst Becketts halbjährigen Aufenthalt in Deutschland, wo er von Hamburg über Berlin und Leipzig bis München vor allem die Museen und Konzerthäuser abklapperte, sowie seinen Übersiedlung nach Paris, wo er mit Peggy Guggenheim zusammentat. Ziemlich mitteilsam findet Berger den Autor, vom "Dichter des Verstummen" keine Spur. Munter plaudert Beckett über seine Verstimmungen und Darmfisteln, seiner Geldnot und seinen politischen Aversionen gegen Opportunisten wie Wilhelm Furtwängler.