Rolf Reißig

Dialog durch die Mauer

Die umstrittene Annäherung von SPD und SED
Cover: Dialog durch die Mauer
Campus Verlag, Frankfurt/ New York 2002
ISBN 9783593370668
Kartoniert, 449 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Während heute Koalitionsregierungen von SPD und PDS fast schon selbstverständlich sind, provozierte der Dialog von SPD und SED vor 1989 heftige Reaktionen. Initiiert von Willy Brandt fanden von 1982 bis 1989 zum ersten Mal in der Geschichte regelmäßige Gespräche zwischen beiden Parteien statt. Rolf Reißig, der damals als reformorientierter DDR-Wissenschaftler daran teilnahm, rekonstruiert erstmals diesen Dialog und seine Folgen. Er stützt sich dabei u. a. auf über 50 Interviews mit prominenten Befürwortern und Kritikern in Ost und West. Mit einem Nachwort von Erhard Eppler.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.12.2002

Rezensent Christoph Dieckmann erklärt zu allererst, worum es geht. Als "SPD-SED-Papier" sei ein am 27. August 1987 von der SPD und der SED gemeinsam veröffentlichtes Manifest in die Geschichte eingegangen, in dem beide Parteien Kritik aneinander formuliert, sich aber "wechselseitig Existenzrecht zugesprochen" hätten. Zwei Bücher, so Dieckmann, sind nun zu diesem Thema erschienen, und sie "ergänzen sich" auf, wie er findet, "erfreuliche" Weise. In der Tat habe Rolf Reißig, der an vier der sieben "SPD-SED-Gespräche" teilgenommen habe, die Resonanzräume des Papiers rekonstruiert - in Kirchenkreisen und SED-Führung - sowie die darauffolgenden "Tauwetterzeichen". Erich Hahn dagegen, der bei allen Gesprächen anwesend war, verstehe sich als Zeitzeuge. Seine Mitschriften der "Grundsatzdebatten über Menschenrechte, Fortschrittsglauben und das Wesen von Geschichte" lesen sich für Dieckmann "so sperrig wie interessant".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.12.2002

Johano Strasser schätzt es, wie "akribisch" Rolf Reissig den Dialog zwischen SPD und SED in den achtziger Jahren rekonstruiert hat. Reissig war selbst dabei, als die Grundwerte-Kommission der SPD und die Akademie der Gesellschaftswissenschaften des ZK gemeinsam ein Papier erarbeiteten, in dem sie sich zu Ideologie und Sicherheit äußerten. Strasser vermisst nichts in Reissigs Bericht, der Dialogprozess selbst, die Bedingungen der Gespräche, das Verhalten der Akteure, das spektakuläre Ergebnis und die Rezeption der Erklärung auf beiden Seiten der Mauer, alles da. "Überzeugende Belege" zu einem "spannenden Stück Zeitgeschichte", resümiert der Rezensent, garniert mit "Einblicken, die nur ein Insider zu geben vermag".
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.08.2002

Als eine "Pionierstudie" lobt Alexander Cammann die Studie zur Wirkungsgeschichte des SED-SPD-Papiers von 1987. Ingesamt sieben Mal haben sich ab 1984 führende SPD- und SED-Theoretiker zu gemeinsamen Debatten über ideologische Fragen zusammengefunden. Rolf Reißig, der selbst bei den Gesprächen dabei war, hat erstmals und in "beeindruckender Weise" die Wirkungsgeschichte des heftig umstrittenen SED-SPD-Papiers untersucht, lobt der Rezensent. Mit Hilfe "ausgiebiger Archivrecherchen und Zeitzeugeninterviews" sei es Reißig gelungen, die Äußerungen der evangelischen Kirche und der Opposition in der DDR, der SED und der SPD sowie die intensive Debatte in der bundesdeutschen Öffentlichkeit, die das Papier auslöste, "systematisch" zu dokumentieren. Als störend empfindet Cammann aber die häufigen Wiederholungen und die ungenauen Belege für manche Aussagen, etwa wenn schlicht "Insider" als Quelle genannt werden. Und ob das Papier nun wirklich mitverantwortlich war für den Zusammenbruch der DDR, wie Reißig glaubt, wagt der Rezensent zu bezweifeln. Nichtsdestotrotz: eine gelungene Studie zu einem wichtigen Zeitdokument.
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