Mirjam Pressler

Malka Mai

Roman. (Ab 12 Jahre)
Cover: Malka Mai
Beltz und Gelberg Verlag, WEinheim 2001
ISBN 9783407808790
Gebunden, 328 Seiten, 14,32 EUR

Klappentext

Kann ein siebenjähriges Mädchen, ausgesetzt und verfolgt, überhaupt alleine überleben? Einmal zum Glück war es so: Malka Mai lebt heute in Israel. Auf ihre Erinnerungen gestützt, hat Mirjam Pressler diesen Roman geschrieben: Die jüdische Ärztin Hanna Mai lebt mit ihren Töchtern Malka und Minna in Lawoczne, einer Kleinstadt an der polnisch-ungarischen Grenze. Als die Deutschen auch hier mit ihren Deportationen beginnen, müssen die drei völlig überstürzt fliehen. Doch Malka, die Kleinste, wird krank und kann nicht mehr weiter. Hanna entscheidet sich, Malka bei Bauern zurückzulassen. So ist es am besten, sagt sich Malkas Mutter, ein einzelnes Kind fällt nicht auf, "ein Kind läuft immer irgendwie mit". Aber es kommt anders: Malka wird in ein Ghetto gebracht. Sie entwickelt Überlebensstrategien, die sie selbst erstaunen. Aber dazu gehört auch, dass sie nicht mehr an ihre Mutter denkt. Was Malka nicht weiß: dass ihre Mutter von Budapest aus alles daran setzt, Malkas Spur wiederzufinden.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.02.2002

Warum, fragt Konrad Heidkamp, hat gerade diese Geschichte der Malka Mai, eines siebenjährigen jüdischen Kindes, das 1943 auf der Flucht von seiner Mutter zurückgelassen wird und binnen eines halben Jahres vom Kind zum Erwachsenen reifen muss, den "Luchs 2001" erhalten und führt sodann zahlreiche weitere Kinder- und Jugendbücher an, die ebenfalls eine Auszeichnung verdient hätten. Der Rezensent weiß eine Antwort, denn schließlich hat er selbst, informiert er den Leser seiner Besprechung, in der "Luchs-Jury" gesessen und sich für Mirjam Pressler entschieden. Die schreibt, berichtet Heidkamp, seit 20 Jahren Kinder- und Jugendbücher und hat sich als Übersetzerin von Anne Frank, Zeruya Shalev und Uri Orlev einen Namen gemacht. Den Preis für "Malka Mai" nun hält der Rezensent für berechtigt, weil diese wahre Geschichte von allem das Gute habe. Und doch, denkt Heidkamp, sei das Ende trotz Happy End nicht glücklich: "Man bleibt am Leben", mehr nicht. Genauer könne man das Schicksal der Malka Mai und vieler anderer Verfolgter wohl nicht auf den Punkt bringen, meint Heidkamp.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.05.2001

Für wichtig und schwierig zugleich hält Siggi Seuss den Roman "Malka Mai". Erstens, wie er sagt, weil das Thema "Leben unterm Hakenkreuz" viel zu wenig Aufmerksamkeit unter jungen Lesern erfahre, und dann, weil schwierige Themen in der Jungendliteratur allzu häufig künstlich dramatisiert oder entschärft würden - ein oft sozialpädagogisch motivierter Vorgang, auf den die Autorin aber verzichte. So sind es die ungeschönte Schilderung seelischer Zerrissenheit, das Benennen unermesslichen Leids mittels Worten, Bildern und Szenen, "welche die Empfindungen der Menschen und die Veränderung ihrer Persönlichkeiten verständlich machen", die dem Rezensenten den Eindruck vermitteln, als müsse die Geschichte des jüdischen Mädchens Malka "so erzählt werden, wie Mirjam Pressler es tut."
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.03.2001

Die Geschichte einer Flucht von Mutter und Tochter gefällt Reinhard Osteroth, und er findet sie spannend. Das Karge, die Reduktion sind dabei der Grund für den literarischen Reiz, denn dadurch wird der Blick auf das Wesentliche gelenkt und die Betonung der Gesten, Blicke und Bewegungen steigern die Intensität, so Osteroth. Auch die Verdoppelung des Erzählstrangs der Geschichten beider Protagonistinnen, scheint Osteroth gekonnt. Die Autorin beherrscht die Komplexität der Erzählung, lobt er.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.03.2001

Christine Knödler bespricht fünf Jugendbücher über Kinderschicksale in der Nazizeit, und sie ist von jedem einzelnen sehr angetan.
1.) Kathryn Winter: "Katarina". Ein Roman vom Überleben
Die Rezensentin lobt den Jugendroman, der aus der Perspektive des jüdischen Kindes Katarina deren Flucht und Leben im Versteck vor den deutschen Soldaten in Slowenien schildert, für seine Sprachgewalt und die Eindringlichkeit der Darstellung. Sie findet, dass dieses autobiografisch geprägte Buch "kein Wort zu viel" macht und subtil auch das "Unsagbare" zur Sprache bringt. Dass die amerikanische Autorin dabei auch einen Blick fürs Detail beweist, ist der Rezensentin ein besonderes Lob wert.
2.) Mirjam Pressler: "Malka Mai"
Auch diesen Jugendroman, der die Flucht eines jüdischen Mädchens vor den Nazis erzählt, findet die Rezensentin beeindruckend, denn Pressler schaut, wie sie lobend betont, "ganz genau hin".. Sie preist die "neuen Sprachbilder", die die Autorin für die schrecklichen Erlebnisse des Mädchens findet und hebt die zwischen Mutter und Tochter wechselnde Erzählperspektive hervor, die die Geschichte vielschichtig mache.
3.) Ida Vos: "Pausenspiel"
Diesen Roman, der eine Fortsetzung der Geschichte zweier Schwestern darstellt, preist Knödler als "außergewöhnlich". Die niederländische Autorin habe in dem Buch Teile ihrer eigenen Biografie verarbeitet, denn auch sie habe als Kind vor den Nazis fliehen müssen. Deshalb, so die Rezensentin beeindruckt, "weiß" die Autorin "wovon sie schreibt" und kann die Angst des Mädchens eindrücklich wiedergeben. Sie rühmt die Fähigkeit Vos`, die "unheimliche, unfassbare Bedrohung", unter der das Mädchen leidet, anschaulich darzustellen und findet auch die Kinderperspektive, aus der die Ereignisse dargestellt sind, überzeugend.
4.) Donna Jo Napoli: "Flucht nach Venedig"
Auch dieses Jugendbuch, das die Verschleppung von italienischen Jungen durch die Nazis erzählt, findet das ungeteilte Lobt der Rezensentin. Der Grausamkeit der Geschichte, die auf wahren Ereignissen beruht, setze die Autorin ihre "schnelle, laute, brutale" Erzählweise entgegen. Damit, so die Rezensentin anerkennend, dokumentiert sie ein "fast vergessenes Kapitel" aus der Geschichte des zweiten Weltkriegs.
5.) Theo Engelen: "Schatten aus der Vergangenheit"
Ganz kurz geht die Rezensentin noch auf diesen Jugendroman ein, den sie trotz seines völlig anderen Ansatzes dennoch lobenswert findet. Sie sieht in dem Buch, dass einen Jungen die Geister zweier vor 50 Jahren auf dem Dachboden seines Elternhauses untergetauchten jüdischen Kinder entdecken lässt, als ein Stück "Vergangenheitsbewältigung" und lobt es als "spannende" Familiengeschichte.