Martin Seel

Aktive Passivität

Über den Spielraum des Denkens, Handelns und anderer Künste
Cover: Aktive Passivität
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2014
ISBN 9783100001382
Gebunden, 384 Seiten, 24,99 EUR

Klappentext

Alles menschliche Verhalten steht in einer grundlegenden Polarität von Bestimmtsein und Bestimmendsein. Könnten wir uns nicht bestimmen lassen, könnten wir nichts bestimmen - weder uns selbst noch die Welt, in der wir uns vorfinden. Von dieser zugleich aktiven und passiven Natur des Menschen handelt das neue Buch von Martin Seel. Scheinbar ganz klassisch verfolgen die hier versammelten Texte ihr Grundmotiv im Blick auf das Wahre, Gute und Schöne, um die spannungsreichen Beziehungen von Wissen und Nichtwissen, Anerkennung und Aufmerksamheit, Expressitivät und Imagination zu erkunden. Philosophieren heißt nun einmal, sich auf eine Kreuzfahrt zwischen Regionen unseres Selbstverständnisses zu begeben, die niemals vollständig erschlossen werden können.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.02.2015

Einem Verwandten Adornos in der 3. Generation begegnet Michael Schefczyk in den hier versammelten 18 Aufsätzen. Auch wenn für ihn nicht alles, was er liest, neu ist, zeigt sich der Rezensent immer wieder angenehm überrascht von der Fähigkeit Martin Seels, begrifflich zu unterscheiden, um zusammenzuführen. Die dialektische Methode Seels erkennt Schefczyk bei allen Beiträgen, seien sie thematisch noch so verschieden bzw. zeitlich weit auseinanderliegend. Zum Thema Freiheit etwa vermag ihm der Autor ethisch und ästhetisch begründete pointierte Gedanken zu vermitteln.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.10.2014

In gewissem Sinne spielt der Philosoph Martin Seel in seinem Buch "Aktive Passivität" ein literarisches Spiel mit dem Paradox, erklärt Eva Weber-Guskar, die zugrundeliegenden Theorien, ihre Argumente und widersprechenden Thesen bringt er hingegen kaum zur Sprache, was einer gewinnbringenden Lektüre aber keinen Abbruch tut, verspricht die Rezensentin. Es geht Seel um die Rolle der titelgebenden aktiven Passivität für "gelingende menschliche Existenz", so Weber-Guskar, und zwar im Wahren, im Guten und Schönen, also in Erkenntnistheorie, Ästhetik und Ethik. Es geht im Grunde immer um eine Bereitschaft zum Einlassen, sei es auf einen Film wie "Zabriskie Point" als Kunstobjekt, auf Argumente in der Diskussion - mit anderen oder sich selbst -, oder auf die Bedürfnisse seiner Mitmenschen, fasst die Rezensentin zusammen. Die Thesen, die Seel präsentiert, sind also kaum neu, weiß Weber-Guskar, wenn man sich auf das Spiel des Autors einlässt, könne es aber durchaus wirksam sein.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.09.2014

Als unabhängigen Kopf feiert der hier rezensierende Zürcher Philosoph Michael Hampe seinen Kollegen Martin Seel: Der sei keiner, der die philosophische Mode wechsle wie "karierte Krawatten und Mini-Röcke". Die Dialektik von Aktivität und Passivität beziehe er von Adorno, den er - mit Spitzen gegen Habermas - als pragmatischer Kantianer weiterdenke. Hampes Kritik ist für Laien nicht unbedingt verständlich. Es geht um die Grenzen des Wissenkönnens, um die Einsicht, dass jedes Wissen aspekthaft sei, um tiefe Fragen wie: "In was für einer Welt realisiert sich Freiheit?". Gegenüber dem nüchternen Habermas, der ein etwas trockenes Bild vom Glück zu haben scheint, betone Seel das Recht von Kunst und Religion. Eine vollständige Säkularisierung lehne er deshalb ab. Insgesamt eine eindrückliche Leseempfehlung.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.09.2014

Der Frankfurter Philosoph Martin Seel führt in seinem Buch "Aktive Passivität" einen Gedanken weiter, der ihn schon eine Weile umtreibt, berichtet Oliver Müller: dass Bewegt-werden und Bewegen nur durch eine stark vereinfachte Vorstellung des 'Selbst' trennbar werden, dass in allen unseren Handlungen "Spuren von Nichtwissen" zu finden sind, die zwangsläufig eine 'reine' Aktivität unterlaufen, fasst der Rezensent zusammen. Diesen Gedanken verfolgt er in seiner gewohnten Manier über die Grenzen von Ethik und Ästhetik hinaus, wobei er sich vor allem bei Adorno bedient, den er sehr gelungen mit den Filmen Michelangelo Antonionis in Verbindung zu bringen weiß, lobt Müller. Die abschließenden "zwei Minuten Entfremdungskondensat" aus Antonionis Film "Zabriskie Point" erscheinen dem Rezensenten dann quasi als Trailer für die "Minima Moralia". Und obwohl Seel so reichhaltig Adorno zitiert, ist sein Ton ein vollkommen anderer, so Müller, dem das Buch vorkommt wie ein "leichtfüßiger Spaziergang durch die Paradoxien der Existenz".
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