Gabriele Krone-Schmalz

Russland verstehen

Der Kampf um die Ukraine und die Arroganz des Westens
Cover: Russland verstehen
C.H. Beck Verlag, München 2015
ISBN 9783406675256
Kartoniert, 176 Seiten, 14,95 EUR

Klappentext

Wie ist es um die politische Kultur eines Landes bestellt, in dem ein Begriff wie "Russlandversteher" zur Stigmatisierung und Ausgrenzung taugt? Muss man nicht erst einmal etwas verstehen, bevor man es beurteilen kann? Gabriele Krone-Schmalz bietet in diesem Buch eine Orientierungshilfe für all jene, denen das gegenwärtig in den Medien vorherrschende Russlandbild zu einseitig ist. Antirussische Vorbehalte haben in Deutschland eine lange Tradition und sind in zwei Weltkriegen verfestigt worden. Auch in der Ukraine-Krise lässt sich ihre Wirksamkeit beobachten. Tatsächlich ist aber nicht nur das Verhältnis zwischen Russland, dem Westen und der Ukraine vielschichtiger, als es der Medien-Mainstream suggeriert, sondern auch die russische Geschichte seit dem Ende des Kalten Krieges. Demokratie und Menschenrechte verbreiten - wer möchte das nicht. Es lässt sich aber sehr wohl über das Tempo und über die Methoden streiten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.04.2015

Reinhard Veser vertraut der Autorin nicht. Eher als um ein Verständnis für Russland, seine Geschichte und seine Menschen geht es Gabriele Krone-Schmalz laut Veser um Verständnis für Putin und die Herrscherkaste. Woher die Autorin ihre Informationen über die Widersprüche in der russischen Geschichte hat, wüsste er gerne, ebenso auf welche Quellen sie ihre Aussagen über die Vorgänge auf der Krim stützt oder jene, wonach das ukrainische Parlament während der Revolution von Bewaffneten erstürmt worden sei. Aus den deutschen Medien nimmt die Autorin ihre Infos sicher nicht, vermutet Veser, denn die kritisiert sie als unsachkundig und selektiv. Ihr Anliegen, gegen die Dämonisierung Russlands anzuschreiben, verfolgt Krone-Schmalz laut Veser mit eben jener selektiven Wahrnehmung und Verschleierung von Zusammenhängen, die sie kritisiert. Dass Russland stets mit unfairen Maßstäben beurteilt werde, wie die Autorin behauptet, ist für Veser einfach nicht wahr.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.03.2015

Katharina Granzin möchte das Buch der ehemaligen ARD-Moskau-Korrespondentin Gabriele Krone-Schmalz dem Leser ans Herz legen. Wer etwas weiter denken möchte als bis zum Begriff "Russlandversteher", der soll vom mitunter emotionalen Ton der Autorin absehen und hören, was die die langjährige Journalistin an Hintergründen zur Osteuropapolitik der letzten Jahrzehnte anzubieten hat. Komplex und fesselnd, erfrischend und meinungsstark findet Granzin, was Krone-Schmalz über die Verdienste der Sowjetunion in puncto Wiedervereinigung und Nato-Mitgliedschaft Deutschlands oder zur Ukrainekrise mitzuteilen hat. Dass die Autorin beileibe keine Putin-Apologetin ist und dass sie differenzierter auf die Verhältnisse und Ereignisse schaut als die meisten deutschen Medien, macht das Buch für Granzin zum Buch der Stunde.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 20.02.2015

Als recht tendenziös nimmt Sonja Margolina den Bestseller "Russland verstehen" der ehemaligen ARD-Russlandkorrespondentin Gabriele Krone-Schmalz wahr. Die Kritikerin weist darauf hin, dass Krone-Schmalz Mitglied im Lenkungsausschuss des Petersburger Dialogs und somit ein anderes Kaliber sei als die vielen Verschwörungstheoretiker von ganz links und ganz rechts, die allesamt ihre Liebe zu Putin pflegen. Der Autorin wirft sie zweierlei vor: dass sie nichts von Kategorien wie Zivilgesellschaft hält und allein im Namen einer Realpolitik argumentiere, die auf nichts als den lieben Frieden mit dem Putin-Regime aus sei. Und dass sie sich in ihrer Argumentation eine allzugroße Freiheit mit den Details nimmt: "So wurde Janukowitsch nicht gestürzt, sondern er war mit seinem Milliardenvermögen nach Russland geflohen, nachdem seine Verbündeten sich von ihm abgewandt hatten." Unterschätzen sollte man Krone-Schmalz dennoch nicht, meint Margolina, die am Schluss ihrer Kritik nochmal auf den erheblichen Einfluss der Autorin hinweist.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.02.2015

So ehrenwert Joscha Schmierer es findet, die russische Politik nicht aufgrund neulich eingespielter Narrative eines EU-Europa voreilig zu verurteilen, sondern sich auf die verschiedenen Sichtweisen einzulassen, eine spezifisch Russland-zentrierte Perspektive birgt die Gefahr einer Apologie, weiß der Rezensent. Und so empfindet Schmierer Gabriele Krone-Schmalz' Buch "Russland verstehen" zwar in einzelnen Punkten als durchaus wichtig für eine ausgewogene Debatte, aber er wittert ebenso eine "moralische Aufrüstung", die nur andere, ebenso definite Geltungsansprüche in Stellung bringt, nach denen die Krim "ureigenes russisches Land" sei und Russland lediglich "Notwehr unter Zeitdruck" betreibe, wie der Rezensent bei Krone-Schmalz liest.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.02.2015

Franziska Augstein vermisst zwar Genaueres zum "System Putin" von Gabriele Krone-Schmalz. Was die engagierte Fernsehjournalistin in ihrem Buch in Sachen Ukraine-Konflikt und Russland berichtet, scheint Augstein jedoch relevant und lehrreich. Nicht nur, da die Autorin sich, wie Augstein weiß, seit Jahren mit dem land befasst, sondern ebenso, da sie über die TV-Berichterstattung und ihre Unschärfen Bescheid weiß und sich mit der Geschichte hinter den aktuellen Ereignissen auskennt. Das Vorgehen der Autorin, den Leser direkt anzusprechen und ihm argumentativ zu begegnen, weiß Augstein überdies sehr zu schätzen.
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