Anne Applebaum

Der Eiserne Vorhang

Die Unterdrückung Osteuropas 1944-1956
Cover: Der Eiserne Vorhang
Siedler Verlag, München 2013
ISBN 9783827500304
Gebunden, 640 Seiten, 29,99 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Martin Richter. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mussten die Bewohner Osteuropas erkennen, dass sie mit der Ankunft sowjetischer Truppen unter eine neue Form totalitärer Herrschaft geraten waren. Hinter der Linie, die bald "Eiserner Vorhang" hieß, wurden die Staaten Osteuropas gewaltsam in sozialistische Gesellschaften verwandelt. Dabei veränderte der Kommunismus nicht nur die Wirtschaft und die Politik, sondern drang in alle Bereiche des Lebens vor. In ihrem neuen Buch zeigt Anne Applebaum, wie dieser Prozess der Unterdrückung vonstattenging und wie der Totalitarismus das Alltagsleben von Millionen von Europäern prägte.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.01.2014

Die Journalistin Anne Applebaum untersucht in ihrem Buch "Der eiserne Vorhang" die Anfangsjahre des Stalinismus bis zur Niederschlagung des ungarischen Aufstands 1956 und schließt damit eine klaffende Lücke, berichtet Edward Kanterian. Besonders faszinierend findet der Rezensent das strenge "Baukastenprinzip", dem in diesen ersten Jahren gefolgt wurde, die durchideologisierten Moskauer Kader betrieben die Stalinisierung Osteuropas in immergleicher Abfolge: zunächst Aufbau einer Geheimpolizei, dann Übernahme der Medien, Verbot bestimmter zivilgesellschaftlicher Gruppen, im Zweifelsfall "ethnische Säuberungen" und Deportationen, fasst Kanterian zusammen. Die vielleicht wichtigste Erkenntnis dieses Buches ist, dass der totalitäre Alltag nicht automatisch totalitäre Persönlichkeiten produziert, meint der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.10.2013

Grundsätzlich hält Ulrich M. Schmid Anne Applebaums neues Buch über die kommunistische Machtergreifung in Osteuropa auch wissenschaftlich für verdienstvoll, gerade da das Thema bisher nur wenig aufgearbeitet sei. Er lobt die gewissenhafte Recherche, bringt aber auch mehrere inhaltliche Kritikpunkte an. Zum einen widerspricht er Applebaums These, die kommunistischen Regime seien in den Satellitenstaaten ohne demokratische Legitimation an die Macht gekommen. Zu eng findet er die Auswahl der drei Länder, die in dem Buch Beachtung finden, da mit Polen, Ungarn und der DDR drei Staaten unter der Herrschaft der Roten Armee porträtiert würden. Mit dem Begriff des Totalitarismus geht die Autorin nach Ansicht des Rezensenten zu ungenau um und er glaubt in ihren Aussagen einen Revisionismus zu erkennen, den er auf Applebaums Mann, den konservativen polnischen Außenminister Sikorski zurückführt. Für einen detaillierten Einblick in die Materie empfiehlt er das Buch dennoch.